Montag, 4. November 2013

Lukas Grundmann, Ulli Engelbrecht, The Mission, Ron Hard: Empfehlungen und Warnung



Lukas Grundmann im LaborBefund 8:

Es ist ja leider so:
Das Leben ist beschissen und da kannste nix machen und die Scheiße ist nur im Suff zu ertragen.
Darüber kann man hervorragend Gedichte schreiben.
In harten Worten die Scheiße anprangern. Herausschreien.
Lukas Grundmann ist einer der Dichter, der dies macht. Kompromisslos.
Der LaborBefund hat in seiner achten Ausgabe den Mut, diesem jungen Dichter eine Plattform für sein lyrisches Debut zu liefern.
Ich bin beeindruckt, aber ein wenig ratlos.

Klare Worte, klare Sprache, treffend formuliert - aber für meinen Geschmack zu wenig (nämlich so gut wie gar kein) Humor. Für meinen Geschmack zu wenig (nämlich gar keine) Hoffnung.

Ist es wirklich so fürchterlich auf dieser Welt?
Ja. Manchmal ist es das.
Aber will ich das lesen?
Ja. Ich will.
Aber eben nicht nur.

Wie erwähnt, ich bin ratlos. Ich glaube, ich würde mich gerne von Grundmann unterm Tisch saufen lassen. Und würde dabei versuchen, ihm zu sagen, dass nicht jede Liebe mit dem Verlassen oder Verlassen werden beginnt. Ich würde versuchen, ihm klarzumachen, dass nicht alle Frauen Huren sind. Und nicht alle Männer Penner.
Und wenn wir dann aus der Kneipe kriechen würde ich ihm den Sonnenaufgang zeigen wollen.
Irgendwie so.

Trotzdem lohnt es sich auf alle Fälle, sich die Nummer 8 des LaborBefunds zu beschaffen:
Die Texte von Grundmann sind ein Dokument der pessimistischen Lyrik. Und da sind sie mit Sicherheit zu den besten zu zählen!
Und Andreas Balck beweist mal wieder, dass der LaborBefund auf Qualität und Wirklichkeit setzt. Und eben nicht auf schöngeistiges Leserempfinden.
Und das ist gut so!



Ulli Engelbrecht: „Mehr als nur ein dummes rundes Ding“:

Ulli Engelbrecht ist ein Bochumer Autor, der sich hauptsächlich mit Rockstorys beschäftigt.
Ulli liebt die Rockmusik und liebt das Vinyl, die Schallplatte.
Er ist unter anderem Schuld daran, dass ab nächsten Monat wieder ein Plattenspieler an meiner Anlage angeschlossen wird.

Jetzt gibt es nach „Samtcord, Strass & Soundgewitter“ ein Nachfolgebuch mit weiteren Rockstorys und Gedichten: „Mehr als nur ein dummes rundes Ding“.

Engelbrecht ist Jahrgang 57, in diesem Fall ist das nicht unwichtig, schreibt er doch aus seiner Biografie heraus oft über die Musikerfahrungen in seiner Jugend.
So tauchen als Bands in seinen Storys The Slade, T.Rex, Tangerine Dream, Alan Parsons (den Ulli zum Glück genauso beschissen findet wie ich, den er aber noch ne Chance geben will (Mach es nicht, Ulli!)) und (unverständlicherweise) Uriah Heep auf.
Muss man nicht mögen, über Musik lässt sich ja eh streiten.
Aber das Feeling und die Bands sind ja nur Träger des Lebensgefühls, das Ulli vermittelt. Und das macht er humorvoll, warm und glaubhaft.

Besonders angetan bin ich von den Gedichten. Bisher kannte ich nur Erzählungen von Engelbrecht. Seine zwei Holland-Gedichte lösten ein Nicken bei mir aus. Und bei dem Gedicht über die Jacksons lachte ich lauthals auf.
Inhaltlich möchte ich aber nicht mehr verraten.

Wer sich mit dem Lebensgefühl der 70/80er Jahre und mit der Rock/Pop-Musik beschäftigt sollte auf alle Fälle Ulli Engelbrecht lesen!


The Mission: „brightest light“:

Da ich schon bei Musik angelangt bin:

Im September erschien eine neue Scheibe von The Mission: „Brightest light“.
Ist völlig an mir vorbeigegangen.
Während ich das hier jetzt tippe läuft die Platte und ich bin überrascht:
Das ist teilweise solide und gute Rockmusik, der Bombast der alten Sachen ist zurückgefahren.
Das ist aber auch teilweise sehr mainstreamig, vielleicht n bisschen zu glatt, erinnert manchmal gar an Smokie – ehrlich!
Je länger und je mehr ich davon höre, desto ablehnender reagiere ich.
Das hat mit „The Mission“ eigentlich nix mehr zu tun.
Das hat auch mit ehrlicher Rockmusik wenig zu tun. Was soll das?
Ich gebe der Scheibe noch ne Chance. Zwei, drei gute Lieder klopften schon beim ersten Hören an. Aber ich glaube, „The Mission“ haben es endgültig geschafft, sich in die totale Bedeutungslosigkeit zu schießen.


Ron Hard: „HardStoff“:

In der Masse der Empfehlungen, die ich in meinem Blog schreibe, ist doch wohl nicht gerade meine Lieblingsreihe auf der Strecke geblieben?
Habe ich wirklich noch nichts über Ron Hard und HardStoff geschrieben?
Okay. Erwähnt habe ich das bestimmt schon. Schließlich bin ich begeistert. Vielleicht so begeistert, dass ich denke, dass Ron Hard und Hardstoff eh schon jeder kennt.
Jetzt aber mal gebündelt und als absolute Bestellempfehlung:

Ron Hard ist ein Schreiber aus Bad Dürkheim, der was zu sagen hat und dies ungeschminkt tut.
In Zusammenarbeit mit dem Acheron Verlag bringt Ron ca. alle drei Monate den HardStoff raus. Gedichte und Texte im Umfang von ca. 60 Seiten und seit der Nummer 2 mit dem Fortsetzungsroman „Die Drehbank“.

„Die Drehbank“ nahm mich sofort gefangen und ich kann das Erscheinen der dritten Ausgabe kaum abwarten.
Das ist sowohl die Stärke, als auch die Schwäche des Fortsetzungsromans: Ich will weiterlesen – und das am besten sofort!
Jetzt muss ich aber wieder ca. drei Monate warten. Also einerseits Vorfreude, andererseits Enttäuschung, dass ich das nicht an einem Stück habe.

Ron Hard will rocken. Und das tut er.
Er hat in seinem Leben, von dem er ungeschminkt berichtet, schon so viel erlebt, dass er niemanden etwas beweisen muss und niemanden nach dem Maul schreibt.

Ich liebe diesen Mann!





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