Ein Opa-Fernsehsessel. Darin ein alter Mann in Liegeposition
vor der Glotze, der sich Doofmund gegen die Bauern anguckt.
Ein wirklich gutes Fußballspiel mit einem wirklich
schlechten Ergebnis.
Und mit Götze und dieser Robbe machen gerade zwei meiner absoluten
Hassspieler (der dritte ist Neuer…) zweidrittel der Bauerntore. Fuck.
Aber immerhin habe ich festgestellt, dass es zwei
Bauernspieler gibt, die ich nicht hasse: Dante und Alaba sind okay. Scheinbar
hat dieser Bayern-Virus, der alle Spieler zu hochnäsigen, arroganten
Arschlöchern mutieren lässt, bei den beiden noch nicht gewirkt…
Ansonsten geht mir das ziemlich am Arsch vorbei.
Meine Bochumer haben es gestern schon geschafft, in einer Stadt,
die es gar nicht gibt, zu gewinnen.
Das ist wichtig.
Und mein Fernsehsesselplatz.
Den ich jetzt wieder mit dem Schreibtischplatz ausgetauscht
habe.
Aus der Anlage Miles Davis. Die wunderbare „Kind of blue“.
Jazz kann ich nicht hören wenn Claudia da ist.
Die wird da wahnsinnig und aggressiv. Jetzt geht das.
Und ich schwebe…
Hermann allein zu Haus.
Das sind wieder Nächte am Schreibtisch.
Ich gestehe, das sind ein paar Zigaretten zu viel (okay:
jede ist eine zuviel…).
Ansonsten bin ich recht vernünftig. Und achte auf mich. Und
esse genug.
Claudia braucht sich keine Sorgen zu machen.
Macht sie trotzdem, da bin ich mir sicher.
Ich zünde jeden Abend eine Kerze auf meinem Schreibtisch an
und habe in Gedanken an Claudia sogar schon freiwillig n Räucherstäbchen
angemacht.
Ich vermisse sie…
Und habe die nächste Woche mit allen möglichen Kram
vollgepackt…
By the way:
Ich zünde Kerzen an
Eine
für Claudias Vater
den ich nicht kennengelernt habe
aber wahrscheinlich gemocht hätte
Claudia bat mich darum
und gerne erfülle ich ihren Wunsch
Eine Kerze
für meinen Vater
der Claudia nicht kennengelernt hat
aber mit Sicherheit geliebt hätte
Viel zu selten war er stolz auf mich
und ich weiß nicht
ob er es jetzt wäre
dabei entdecke ich immer mehr Ähnlichkeiten zwischen uns
Bloß mit Karriere
und mit dem Stammhalter
das muss er eben endgültig abschreiben
Mir ist es egal
Eine Kerze
für all die anderen Verstorbenen
die ich unmöglich alle in einen Text packen kann
und die trotzdem in meinem Herzen sind
Eine Kerze für alle meine lebenden Freunde
die mein Leben sichern
und da bin ich reich
wenigstens da…
Und natürlich eine Kerze für Claudia
die in ihrem Zimmer in der Reha keine Kerzen anzünden darf
Last and least
eine Kerze für mich
Sie brennt nicht so warm
wie die Kerzen
die andere für mich angezündet haben
in Momenten
wo ich es dringend brauchte
Aber sie brennt
Ich zünde Kerzen an
und drehe die Heizung aus
Einem alten Mann am Schreibtisch wird warm…
Ne gute Freundin hat mir heute eine Standpauke gehalten. Und
sie hat Recht.
Ich habe mich im Laufe des Jahres viel zu wenig um meine
Freunde gekümmert, mich viel zu selten gemeldet und viel zu wenig die Kontakte
gepflegt, denen ich immerhin verdammt viel verdanke.
Nicht jede/r ist bei Facebook. Nicht jede/r kann Mails
empfangen – außerdem ist das ja auch noch sehr unpersönlich.
Meine Rechtfertigungen (einfach ein scheiß Jahr,
Gesundheitsprobleme, Depressionen, Geldsorgen, Zukunftsängste, Nervereien, Beziehungskämpfe,
kein Bock auf Jammern…) ließ sie nur zum Teil zu. Und wieder hat sie Recht.
Meine Freunde haben mir mehr als einmal den Arsch gerettet.
Sie sind der Grund, weshalb ich noch lebe. Und dann schweige ich beinahe ein
Jahr!
Momentan fühle ich mich arschig. Und habe ein schlechtes
Gewissen.
Mit Claudia lebe ich auf engem Raum. Und letztes Jahr
hockten wir fast immer aufeinander. Und lebten unsere Ängste und Schmerzen. Das
war wichtig, aber mein Kopf war nicht frei für andere Menschen.
Mein Freiraum war der Compi.
Ich erweiterte meinen Horizont und lernte neue wirklich
nette Menschen und tolle Schreiberlinge kennen und irgendwann hatte ich gar
keinen Überblick mehr.
Und wenn da ein Berg an unbeantworteten Mails, Briefen und
Telefonaten entsteht, dann besteigt man entweder diesen Berg, oder man zieht
die Decke über den Kopf.
Ich zog die Decke über den Kopf.
Werde ich es schaffen, da wieder raus zu kommen?
Werden meine Freunde und Freundinnen mir verzeihen?
Claudia hatte mich im letzten Jahr öfters gewarnt und
ermahnt.
Aber ich bin einfach beratungsresistent.
Okay.
Ich werde es probieren.
Und fange an, die Liste abzuarbeiten. Es ist keine Arbeit,
es ist Leben und es macht Spaß.
Nicht nur aus Verpflichtung, sondern weil ich es will.
Ich liebe meine Freunde!
Miles Davis ist mittlerweile von Tom Waits ersetzt worden.
Ich schwebe weiterhin.
Gute Nacht!
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