Samstag, 7. April 2018

Tracker, Schritte, Abschied von meinen Docs


Macht so eine Fitness-Armbanduhr Sinn, die die täglichen Schritte und andere Aktivitäten misst, deinen Schlafrhythmus überwacht und bei Bedarf den Puls und Blutdruck anzeigt?

Brauch ich nicht, kann aber auch nicht schaden.
Ich habe mir so ein Teil angeschafft, weil ich neugierig war und es stylisch fand.

Puls und Blutdruck messe ich bei Bedarf, also wenn ich mich schlecht fühle, manuell. Ist also überhaupt nicht aktiviert an meiner Uhr. Die Schlafrhythmusüberwachung finde ich spannend. Ich schlafe wahrhaftig nicht durch, zu oft unruhig und trotzdem genug. Wusste ich aber auch vorher.
Meine körperliche Aktivität und meine tägliche Sollschrittzahl (Dank Untergewicht und Krebsschädigung bei 8000 Schritte am Tag, Gesunde Menschen sollen ca. 10000 Schritte bewältigen) muss ich eigentlich nicht messen: Aron, unser Hund, sorgt für Bewegung und bei unseren Baustellen am Haus arbeite ich so viel, wie ich kann.
Ich bin beruhigt, dass mir das Teil anzeigt, dass ich an vielen Tagen die 10000 Schritte überschreite, lasse mich aber nicht nerven, wenn es an besonders schlimmen Tagen auch mal nur 5000 Schritte sind.
Und bin natürlich stolz auf solche Werte:

Aber damit hat sich das auch schon.

Sinn macht so ein Teil für Sportler zur Trainingskontrolle. Ich war noch nie besonders sportlich.
Sinn macht so ein Teil für Menschen, die unbedingt abnehmen müssen und sich mehr bewegen müssen. Aber auch die sollten sich davon nicht tyrannisieren lassen und ihrem eigenen Empfinden folgen.
Sinn macht so ein Teil also selten und wenig.
Ich mag es trotzdem.
Einfach ein Gimmick im heutigen Leben.


Stolz war und bin ich auf ganz andere Schritte:
Nach meiner Krebs-OP hing ich tagelang fest im Bett. Toilette schaffte ich nur in pflegerischer Begleitung.
Irgendwann reichte es mir, ich setzte mich auf, schnappte mir den Infusionsständer in die eine Hand und stützte mich mit der anderen an der Wand ab.
Und ging über den Flur.
Es waren nur ein paar Schritte. Aus meinem Krankenzimmer über den Flur bis zum Raucherzimmer (sowas gab es damals noch) und wieder zurück. Mehrmals hob ich meinen Daumen zu MitpatientInnen und PflegerInnen und ich versuchte zu lächeln.
Was fürchterlich daneben ging, weil ich voller Schmerzen und meine Visage nach der OP eh völlig entstellt war.
Aber ich lebte noch.
Und hatte Überlebenswillen.
Vielleicht hundert Schritte. Keine Ahnung.
Täglich steigerte ich meine Ausflüge.
Und ich bekam Beifall und war stolz auf mich.

Damals gab es noch keine Fitnessarmbanduhren.

Und eigentlich brauche ich sie auch heute nicht…


Und noch was zum Thema Schritte:
Meine Doc Martens haben ausgesorgt.
Die Sohle würde sogar noch weitermachen, aber das Fußbett und die Form passt nicht mehr. Den Winter über haben sie noch einen guten Dienst erfüllt, jetzt ist vorbei.
Nach wahrhaftig dreißig Jahren.

So lange hielt keine Jeans, kein Auto, eigentlich nichts bei mir.
Doch, meine Lederhose ist auch dreißig Jahre alt. Aber sie ist mittlerweile viel zu weit und ich trage sie selten und behalte sie nur, weil ich mich nicht trennen kann.
Von meinen Docs kann ich mich eigentlich auch nicht trennen, aber sie tuen meinen Füßen nicht mehr gut.
Also tschüss.

Vielleicht gönne ich mir zum Herbst ein neues Paar, aber ich befürchte, die liegen nicht in meiner Preisklasse.
Obwohl: Bei dieser Haltbarkeitsdauer wären das dann ein paar Stiefel bis zum Lebensende.
Und da kann man ja mal investieren…

Ansonsten vier Wochen ohne Zigaretten und damit rauchfrei, auch wenn ich an der E-Zigarette paffe.
Es macht keinen Spaß, aber ich huste morgens wesentlich weniger Schleim ab, rieche besser und bekomme wohl auch besser Luft.
Es macht keinen Spaß, aber es macht absolut Sinn.

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