Donnerstag, 25. Januar 2018

Gomringers Gedicht: Mein Statement über Gender, PC und Sexismus





"Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer"



Dieses Gedicht löst im Moment eine große Diskussion über Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Zensur und Lyrik aus.

Für mich ist dabei auffällig, dass die Diskussion durchaus kontrovers, aber meist auf einem hohen Niveau und unter gegenseitigen Respekt geführt wird.

Das finde ich toll.

Und natürlich, dass überhaupt über Lyrik gesprochen wird.



Ich möchte jetzt nicht mehr auf dieses Gedicht von Gomringer eingehen. Da ist fast alles zu geschrieben und diskutiert worden, ihr könnt es googeln oder in den Sozialen Netzen nachlesen.

Mir geht es um Zeitgeist-Erscheinungen und eine gefährliche Form von Politischer Korrektheit und Gender.



Ich halte es für wichtig und für gut, über Sprachgebrauch und Sprachgewalt zu diskutieren. Und unsere Sprache ist nun mal voller Chauvinismen und patriarchischer Ausdrücke.

Da ein Gespür zu entwickeln ist notwendig. Und manche Veränderungen und Diskussionen haben ja auch durchaus Sinn.

Aber ich bin ein alter Sack und sogar noch vor der Rechtschreibreform groß (naja…) geworden.

Und bei einigen Sachen weigere ich mich schlicht zu gendern.

Weil ich finde, dass TextInnen und GedichtInnen dadurch unleserlich werden können.

Als alter Sack und Krüppel werde ich - wenn von mir gewollt - weiter von Indianern, Negern oder Penner schreiben. Auch wenn das nicht PC ist.

Natürlich in einem angemessenen Rahmen und ohne diese Bevölkerungsgruppe zu diskriminieren. Hoffe ich zumindest.

Das gehört für mich zur literarischen Freiheit und das lasse ich mir nicht verbieten.

Und ich halte es für schwachsinnig, die Kinderbücher von Preussler oder Lindgren umzuschreiben.

Man kann den Kindern doch klarmachen, dass damals diese Wörter unüberlegt benutzt und gängig waren, heute aber eben nicht so einfach benutzt werden sollten! Natürlich nur, wenn man mit den Kindern spricht, vielleicht liegt ja da der Haken…



Vielleicht liegt der Haken aber auch ganz woanders:

So sind auf Facebook weibliche (warum eigentlich nur weibliche?) Brustwarzen tabu, während brutale Mordbilder oder Tierquälereien durchaus gepostet werden dürfen.

Eine lächerliche Doppelmoral in einer Zeit, in der die Kids mehr und hässlichere Pornos auf ihren Smartphones gesehen haben, als ich in meinem ganzen Leben sehen werde!

Vom Ficken, von Titten, Schwänzen und Mösen darf man nicht mehr schreiben. Frauen darf man nicht mehr bewundern und schon gar nicht schön finden, weil das ja schon eine Reduktion auf Äußerlichkeiten ist?

Ich mag fast alle Frauen, aber auch viele Männer. Und ich habe in meinem Leben einige Frauen geliebt. Und liebe sie noch immer.

Körperlich allerdings nur meine Ehefrau, da bin ich konservativ und monogam.

Trotzdem darf ich doch wohl Frauen schön finden, ohne sie damit zu diskriminieren!



Momentan wird die Sprache bereinigt, während die Gesellschaft in fast allen Bezügen brutaler wird.

Ich halte das für eine Vertuschung der gesellschaftlichen Missstände.

Neusprech.

Solange, bis es keine Worte, für die Scheiße, die überall passiert, mehr gibt?



Dazu passt ja auch, dass Facebook immer mehr KünstlerInnen sperrt, die sich ironisch oder satirisch mit Missständen auseinandersetzen.

Und ein neues Zensurgesetz, angeblich gegen Hate-Speach, in Wirklichkeit aber einfach ein Glattbügeln sozialer Netzwerke.

Freiheit ist mir da einfach wichtiger!



Wo ich schon mal so schön dabei bin, mich in Rage zu tippen:

Ich finde, die #meetoo – Bewegung (ich hasse Haschkekse/ Hashtags) äußerst wichtig und überfällig. Und meine Solidarität gilt allen betroffenen Menschen und das sind halt hauptsächlich Frauen.

Scheinargumente, warum die Betroffenen sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten melden, oder dass sie damals mitgemacht hätten, weil es ihrer Karriere diente, finde ich zum Kotzen.

Ich bin ein alter Mann, der noch mit ekligen Sprüchen wie „sich die Hörner abstoßen…“ und ähnlichem Schwachsinn sozialisiert wurde.

Und ich gestehe, ich gucke auch manchmal auf Frauenkörper, finde sie schön und erotisch.

Ich versuche dann immer, nicht zu viel zu glotzen. Immer gelingt das nicht.

Sexuell übergriffig würde es werden, wenn ich die Frau auf ihren Körper reduziere. Das mache ich nicht.

Aber wenn jetzt schon die Bewunderung einer Frau als sexuell übergriffig bewertet wird, dann verstehe ich diese Welt nicht mehr.

Und befürchte, dass diese neuen SittenwächterInnen das Gegenteil von dem erreichen, was ich will, was ich für vernünftig halte:

Statt einen aufgeklärten, vernünftigen Umgang mit Sexualität und Erotik zu finden wird alles tabuisiert und gerade dadurch wird Pornographie und Missbrauch gefördert!



Wenn ich zu einer Freundin sage, sie hätte einen Knackarsch, dann tue ich das, weil sie meine Äußerung versteht, sie als Witz oder Kompliment nimmt und nicht als sexuelle Anspielung sieht. Wenn ich mir da nicht sicher bin, dann sage ich sowas nicht.

Sie wird wahrscheinlich antworten, „Du hast dafür gar keinen mehr.“

Womit sie leider recht hat.

Aber so einfach kann das sein.



Habe ich noch was vergessen zu erwähnen?

Mit Sicherheit ne Masse.

Habe ich meine Position klarmachen können?

I hope so.



Über PC, Gender und SittenwächterInnen könnte ich vielleicht ein Buch schreiben.

Habe ich aber keinen Bock drauf.



Immerhin ist diese Tipperei halbwegs durchdacht und nicht in völliger Wut und Verzweiflung getippt.



Ich hoffe, ihr versteht mich…








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