Donnerstag, 23. Juli 2015

Eine Selbstdiagnose



No fun

Ich nenne es jetzt mal „depressive Phasen“.
Von einer Depression zu schreiben wäre wohl zu hart.

Irgendwie ist das wie mit der Grippe und der Erkältung.
Ich habe meine psychische Erkältung, aber noch lange keine Grippe, die in diesem Beispiel der Depression entsprechen würde.
Also: Kein Grund zur Panik!
Oder so.

Schließlich – jeder Mensch ist mal schlecht drauf (das würde wohl einem einfachen Schnupfen entsprechen).
Ich habe halt Phasen, in denen ich antriebslos bin, ich keinen Sinn sehe, mir alle Menschen auf den Keks gehen, ich mir selber auf den Keks gehe, selbst Musik mich kaum begeistern kann und überhaupt ALLES scheiße ist.

Und ich finde das normal.
Und ich denke, ich darf mir das leisten. Jeder darf sich das leisten.
Hatschi.

Zum Beispiel der Sommer.
Ich mag den Sommer. Aber irgendwie macht er mich dieses Jahr müde, sorgt für Schmerzen und lässt mich nicht genießen.
Macht nicht so wirklich Spaß.
Zum Beispiel wie immer die Geldsorgen.
Zum Beispiel die politische und soziale Lage im Land und auf der Welt.
Zum Beispiel all diese Idioten um mich herum (damit meine ich jetzt hauptsächlich Facebook und frage mich, wann ich mein soziales Umfeld mal wieder auf Menschen umstelle…).
Hatschi.

Oder mal so:
Ich bin ein Krüppel.
Seit meiner Krebs-OP sabbere ich, artikuliere ich mich unklar, bin ich am Kopf und vor allem um den Mund optisch entstellt.
Seit meiner Krebs-OP habe ich ständig Schmerzen und das macht mürbe.
Seit meiner Krebserkrankung wiege ich nur noch um die 50 Kilo. Da ich jetzt seit 8 Jahren probiere, wieder zuzunehmen, gebe ich das langsam auf.
Ich habe keine Kraft und keine Ausdauer mehr und kann keiner ordentlichen Arbeit nachgehen.
Ich bin ein Krüppel. Und finde, dieses Wort trifft es besser, als beschönigend von Behinderung oder Mensch mit Handicap oder was auch immer zu schreiben.
Wir Krüppel sind benachteiligt.
Und nicht integriert.
Scheiß auf Inklusion und nette Worte: Die Wahrheit sieht anders aus.
Und ich finde es immer noch zum Kotzen, dass die „Aktion Sorgenkind“ in „Aktion Mensch“ umbenannt wurde.
„Sorgenkind“ ist ehrlicher.
Und irgendwie, auch wenn ich das nicht allgemein bewerten will, macht die Tatsache, dass ich erst in der Mitte meines Lebens zum Krüppel geworden bin, es nicht leichter.
Ich glorifiziere teilweise die Zeit vor meinen Behinderungen und weiß, wozu ich in der Lage war und nicht mehr bin.
Ich weiß, dass Essen mal richtig geschmeckt hat und nicht nur Nahrungsaufnahme war. Ich weiß, dass ich mal Energie hatte.
Und so weiter.
Ich weiß, dass das alles vorbei ist.
Ich weiß, dass ich euch mit diesem Thema langweile, weil ich es schon so oft erwähnt habe. Aber es ist halt eines meiner Hauptthemen.
Und ich werde es nie loswerden.
Soviel dazu.

Und dann ist da die Liebe.
Manchmal auch ein schwieriges Thema.
Deshalb lasse ich das jetzt.

Natürlich habe ich immer noch dieses trotzige NA UND?! und TROTZDEM! und WEITERMACHEN! in mir.
Natürlich kann diese Welt und dieses Leben trotzdem schön sein.
Aber eben nicht immer.
Jetzt gerade nicht.
Hatschi.

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