Freitag, 16. Januar 2015

8 Tage später...



So.
Kräftig durchatmen.
Sowas wie die Rückkehr zur Normalität probieren.
Fällt schwer nach den letzten acht Tagen…

Paris?
Das Massaker an Charlie Hebdo?
Und warum trifft mich das tiefer, als viele andere Attentate und Morde?
Vielleicht, weil Paris irgendwie direkt vor der Haustür ist. Vielleicht weil Satiriker massakriert wurden und es damit direkt in den Nerv der Meinungsfreiheit trifft.
Vielleicht weil ich mich von dem medialen Hype halt auch anstecken lasse.
Ich vergesse nicht, dass Terrorismus weltweit tötet. Und zwar täglich.
Paris ist da ein Anschlag von vielen. Und wirft mich trotzdem stärker aus der Bahn.
Natürlich werden jetzt Europaweit Salafisten und Dschihadisten verhaftet. Aktionismus nach Attentaten ist eine normale Reaktion.

Natürlich werden Sicherheitsmaßnahmen verschärft und Freiheitsrechte weiter eingeschränkt.
Terror wird da immer gerne benutzt.

Ich habe Angst.
Nicht vor Terroristen.
Aber vor weiteren Beschränkungen der Freiheit. Und vor Polizisten und Soldaten, die mit entsicherter Waffe an jeder Ecke stehen, wie es jetzt schon in Paris der Fall ist.





In Saudi Arabien wird ein liberaler Blogger jeden Freitag mit 50 Peitschenhieben bestraft. Insgesamt sollen es tausend Peitschenhiebe werden. Ein Todesurteil in Raten, Folter inklusive.
Raif Badawi hat seine Kritik am Islam in seinem Blog veröffentlicht. Und ist damit von der Saudi-arabischen Justiz verurteilt worden, diese beruft sich auf den Islam. Und steht hinter einer autokratischen Monarchie, die man auch als Diktatur bezeichnen kann.
Und die von Dland unter anderem mit Waffen unterstützt wird.
Auch da bin ich sehr betroffen.
Und mir geht es nicht um die Religion, sondern um die Unmenschlichkeit, die auch hier im Namen der Religion verübt wird.



Khaled Idris Bahray floh aus Eritrea nach Deutschland. Und wurde nach Dresden geschickt. Dort musste er jeden Montag voller Angst mitkriegen, wie Ausländerhass propagiert und von einem dummen Mob auf die Straße getragen wurde. Den letzten Montag hat er nicht überlebt. Er wurde erstochen.
Täglich sterben Menschen, auch gewaltsam. Trotzdem macht mich dieser Tod wütender, als manch anderer: Weil die Polizei wieder einmal verschleiert und nachlässig ermittelt. Es war ja nur ein Asylbewerber. Und ein politischer Hintergrund scheidet erst mal aus (obwohl an die Wohnungstür Hakenkreuze gemalt wurden). Ich könnte kotzen!






Ich hasse Montage.
Schon immer.
Seitdem in Dresden die Dummheit auf die Straße geht noch mehr.
Jeden Montag gucke ich auf die Zahlen der pegida-Penner und kriege das Kotzen.
Zum Glück lässt der Rest der Republik mich etwas hoffen, aber bei der Übermacht der Gegendemonstranten darf ich nicht vergessen, dass da überall potentielle Faschisten auf der Straße sind.

Aber das ist ja eigentlich nichts Neues:
Als ich noch Taxifahrer war fand ich die Montage besonders schlimm.
Frustriert besoffen sich die Stammtischfaschisten an ihren Stammtischen und kotzten mich mit ihrem dummen Gelaber bei den Taxifahrten an.
Montags waren sie besonders aggressiv. Vielleicht, aus Frust, dass das Wochenende vorbei ist.
Hat das Entstehen des pegida-Schwachsinns was damit zu tun, dass in den Kneipen Rauchverbot herrscht und die Stammtische ausgestorben sind?








Musik!
Götz Widmann, Olli Schulz, Dan Mangan. Thorsten Nesch.
Marilyn Manson. Aber keine weiteren Sätze dazu. Kann ich momentan nicht…




Die Flaschen habe ich umgedreht.
Bierpause. Durchatmen.
„Ausgehöhlt“ korrigieren, Mails und Pläne. All das.
Täglich Regen oder Sturm nerven. Zusätzlich.




Seit Anfang des Jahres wird Claudia als Reinigungskraft ausgebeutet.
Für eine Firma putzt sie alleine einen Bereich einer Schule und eine Volksbankfiliale. Jeweils pauschal 1-3/4 Stunde. Was natürlich nicht zu schaffen ist. Mangelhafte Einweisung, ungenügendes Putzmaterial, natürlich wird guter Einsatz und gutes Ergebnis erwartet. Dabei ein Hungerlohn, aber zumindest eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Fuck.
Wir trösten uns damit, dass es nur ein Übergang ist.
Aber Altentherapeuten werden nicht eingestellt. Überqualifiziert und zu teuer. Die Betreuung von Demenzerkrankten Menschen übernehmen unqualifizierte billige Kräfte. So ist das in der deutschen Pflegerealität.
Trotzdem: noch geben wir die Hoffnung nicht auf.
Und vielleicht verdiene ich ja irgendwann auch mal irgendwas mit der Schreiberei. Was anderes kann ich halt nicht…




Okay.
Angst vor den nächsten Nachrichten.
Angst vor der nächsten Schweinerei, aber die fallen bei all der Scheiße um uns herum ja gar nicht mehr auf.

Mir fällt nix mehr ein…

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