Aus
einem Kommentar zu meinen Blogs:
„Eine Frage:
Könntest du in einem deiner kommenden Blogs einen Ratgeber-Text aus deiner
Sicht zum Thema Freundschaft schreiben, inklusive Freunde gewinnen, Freunde
behalten. Ich könnte da dringend Hilfe gebrauchen. Ich habe nämlich keine und
hätte so gerne wenigstens einen (von einer Frau/ Freundin ganz zu schweigen,
das bleibt wohl ewig ein Traum). Du scheinst Experte in Sachen Freundschaft zu
sein. Deinen Texten entnehme ich, dass du viele echte und enge Freunde hast.“
Nein. Ich bin
kein Experte und ein äußerst schlechter Ratgeber. Ich finde nämlich, jeder muss
seinen eigenen Weg finden. Und der ist nicht selten schmerzhaft.Aber Schmerzen sind dazu da, ertragen zu werden. Und wer es leicht haben will, der hat schon verloren. BlaBla.
Ich habe viele echte und enge Freunde. Und die haben mir geholfen zu überleben, die helfen mir zu leben.
Keine Ahnung, ob oder wie ich die verdient habe. Vielleicht ist es wie ein Lotteriegewinn und ich habe einfach fürchterliches Glück gehabt. Eigentlich bin ich bei meinen Freunden und Freundinnen in einer fürchterlichen Bring-Schuld. Aber die werde ich nie einlösen können. Und darum geht es ja auch gar nicht bei Freundschaften, da ist kein Aufrechnen, da ist einfach Freundschaft.
Oder so.
Meinem besten Freund habe ich folgenden Text gewidmet (erschien schon mal vor zwei Jahren hier im Blog…):
Warm ums Herz
Für Thomas
Der Typ ist mindestens ein Gedicht wert, aber er mag keine Gedichte. Außerdem ist diese Seite für einen Wettbewerb, der eine Ein-Seiten-Story verlangt. Also.
Früher wurden wir immer für Brüder gehalten. Und er wurde als mein jüngerer Bruder angesehen. Dabei ist er drei Jahre älter. Fuck.
Mittlerweile sehe ich aus, als könnte ich sein Vater sein, aber das ist eine andere Geschichte und die hat mit Krankheit zu tun und da wird mir nicht warm, sondern furchtbar kalt ums Herz. Deshalb gibt es die hier nicht.
Ich könnte Romane mit den Geschichten unserer Freundschaft füllen. Ich sollte ihm ein Denkmal setzen, so oft, wie er mir schon den Arsch gerettet hat.
Über zwanzig Jahre geht das schon so. Unsere Geschichten waren früher voller Suff und Chaos, sind immer noch voller Musik und Rock’n’Roll. Laurel und Hardy. Statler und Waldorf aus der Muppet Show. Die Glimmer Twins. Männerfreundschaft ist eh durch nichts zu ersetzen.
Zum Beispiel dieser Tag am Meer in Holland. Wir waren mit anderen Freunden zu Pfingsten zelten (Tradition verpflichtet) und setzten uns zum Frühschoppen in die Doorpstaverne. „Vier Pils und vier Bessen“ war der Beginn einer tödlichen Zecherei. Jeder bestellte eine Runde, dann ging der Kreis von vorne los, dann schwamm irgendwann der Tisch und aus den Boxen tönten Oldies, die uns das Trinken erleichterten. Stunden später, die Einheimischen guckten uns amüsiert und verwundert an, torkelten wir alle dann doch an den Strand, den wir eigentlich viel früher aufsuchen wollten. Es endete damit, dass ich baden ging. Und danach im Parka für Drogenfotos posierte. Ich erinnere mich äußerst verschwommen daran, aber leider gibt es Beweisfotos.
Oder 10 Jahre später beim Stones-Konzert. 15 Jahre später bei U2. Und all die anderen Konzerte. Nicht zu vergessen, unsere eigenen Sessions und Auftritte mit unserer Band.
Oder 17 Jahre später. Zusammen am Strand in Arcachon.
Oder 22 Jahre später. Und Thomas an meinem Krankenbett mit einem Kloß im Hals.
Oder 25 Jahre später. Und Thomas hat einen hochroten Kopf und kann sich kaum auf den Beinen halten aber diesmal ist es nicht Alkohol, sondern eine Grippe. Und er trägt einen Anzug und verheddert sich, während er mir den Ring überreicht, den ich meiner Braut mit einem klaren „Ja. Ich will.“ überstreife.
Tausend Geschichten, keine einzige passt auf eine Seite. Oft verstehen wir uns ohne viele Worte, viele Sachen müssen gar nicht mehr ausgesprochen werden, klären sich durch Blicke. Und dann nicken wir beide. Oder lachen. Je nachdem.
Meine Frau sagt, wir würden uns wie Zwillinge benehmen. Aber so alt wirkt er noch nicht.
Das hier ist für meinen Freund, den alten Sack, er wird es als sentimentales Geschwafel abtun.
Ja. So in der Art.
Da kommt mit Sicherheit noch mehr, aber das sollte erst mal reichen.
Diese
Idioten, die genau gegenüber ein Haus bauen, haben eine Telekom-Leitung
gekappt. Scheiße!
Kein
Festnetz und kein Internet! und kein Vodafone-TV!
Wie
wir die Telekom kennen wird das heute nicht mehr repariert. Ich bin sauer.
Jammern
auf hohem Niveau. …
Ich
habe ein Handy, über das ich erreichbar bin und mit dem ich telefonieren kann
und ich habe einen Internet-Stick für mobiles Surfen und für Notfälle. Also ist
es eigentlich scheißegal. Trotzdem nervt es tierisch.
Und
dass das nervt, macht mich betroffen.
In
Syrien werden Kinder zu Kriegsopfern, Hartz IV killt Menschen hier bei uns, ich
lebe in meinem speziellen Krebs-Bonus-Programm. Warum kann so ein Pipi-Kram
verdammt nochmal mich nerven?!
Mich
nervt momentan eh einiges, was eigentlich nicht der Rede wert sein sollte.
Kassen-Steherei,
Sparkassenkram, Rentenscheiß und all so was…
Mensch,
dabei könnte das Leben doch so schön sein!
Keine
Ahnung.
All
diese kleinen Nervereien türmen sich.
Sind
Alarmzeichen, das irgendwas nicht in Ordnung ist.
Vielleicht
geht die Welt unter.
Oder
nur ich.
Ich
bin rastlos.
Unruhig.
Unzufrieden.
Ich
weiß nicht, warum.
Mittlerweile
über 30 Stunden ohne DSL-Leitung und ohne Telefon. Fuck.
Bin
ich Internet-süchtig?
Nein.
Eigentlich nicht. Aber ich will es nutzen können, wann ich will. Ich will bei
Facebook reingucken, meine Mails checken und neue Blogeinträge verbrechen.
Und
der Web-Stick ist teuer und langsamer.
Außerdem
bin ich ein Telefon-Junkie. Wer weiß, welcher wichtige Anruf in den letzten
dreißig Stunden nicht durchgekommen ist (wahrscheinlich nur verbotene
Telefonwerbung oder Meinungsumfragen…)!
Nach
33 Stunden steht jetzt wieder die Leitung. Hurra!
Erst
mal mit zwei Freunden telefonieren und dann der obligatorische Anruf bei
Muttern. Und jetzt Computer.
Kein
Fußballkommentar! Versprochen!
Und
trotz EM und Telekomleitung ist mein Output immer noch ziemlich hoch…
Gute
Nacht!
Zwei Freunde anrufen, wenn einem danach ist, zwei Menschen, die nicht genervt sind und einen abwimmeln, wenn man sie anruft (die sich sogar über den Anruf freuen), das klingt wundervoll.
AntwortenLöschenDazu noch ein bester Freund, wie du ihn beschrieben hast, das ist wahres Glück.
Ich würde mich freuen, wenn du ab und zu von deinen Freunden und euren gemeinsamen Treffen hier berichtest. Das wäre schön.
Ja. Das ist wahres Glück. Und ich bin dankbar (wem oder was auch immer). Und wünsch Dir auch einen Teil davon...
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