Fußballfieber
Manchmal bin ich konservativ. Wertkonservativ – und alles,
was alt ist und Tradition hat, muss ja nicht schlecht sein.
Zum Beispiel beim Fußball:
Ich persönlich würde ja am liebsten die alten Lederbälle
sehen. Mit schwarz-weißen Flecken, im Idealfall sogar abgewetzt. Mit solchen
Bällen haben wir als Kinder gespielt, manchmal waren sie eher eierig statt
rund. Aber es war geil, diese Dinger zu treten.
Okay. Mittlerweile habe ich mich an die hochentwickelten
Dinger gewöhnt. Die haben ne andere Flugbahn, sind schneller, lassen sich von
den Torhütern schlechter festhalten. Aber das Spiel ist eh schneller geworden
und somit ist das schon okay.
Eine Sache geht gar nicht:
Diese hässlichen
bunten und grellen Fußballschuhe sind eine Beleidigung für das Auge jedes
Fußballfans!!!
Fußballschuhe sind Arbeitsgeräte und keine Model-Treter.
Grelles Orange, ekliges Hellblau oder Augenkrebs auslösendes Pink sind einfach
nur hässlich, albern und zum Kotzen!
Ein Messi darf das vielleicht. Meinetwegen sogar goldene
Schuhe. Aber ein normaler Fußballer sollte auch normale Schuhe tragen!
Und die müssen halt schwarz sein, mit weißen Streifen. Es
gibt Sachen, die müssen eben erhalten bleiben!
Ich verkneife mir jetzt Äußerungen, die homophob erscheinen
könnten. Ich versuche, mir frauenfeindliche Sprüche zu verkneifen, aber diese
bunten Schuhe würden zum Frauenfußball passen – und Frauenfußball hat
bekanntlich mit Fußball wenig zu tun.
In Bochum gab letzte Saison einen Fußballer, der mit seinen
grell orangenen Schuhen auffiel und ansonsten katastrophal über den Platz
stolperte.
Je auffallender die Schuhe, desto schlechter der Spieler. Ich weiß, das stimmt nicht immer.
Aber die Vermutung findet häufig Bestätigung…
Und ich habe Alpträume von Fußballschuhen mit
Pfennigabsätzen statt mit Stollen.
Nee!!! Bitte nicht!!!
Ansonsten hat die EM angefangen. Und mich natürlich voll im
Griff.
Ich habe auch schon meine zwei absoluten Hass-Spieler
entdeckt: Gomez und Robben.
Der Deutsche trabt lustlos über den Platz, beschimpft seine
Mitspieler und jede Entscheidung des Schiedsrichters, foult hinterlistig und
lässt sich theatralisch fallen. Macht aber dann doch das entscheidende Tor.
Der Holländer hat eigentlich alles, um ein riesiges
Fußballgenie zu werden. Aber er dribbelt sich fest, sieht seine Mitspieler
nicht, beschimpft jede Entscheidung des Schiedsrichters. Und hat dann auch noch
Pech. Das gönne ich ihm.
Ich fühle mich an meine Kindheit und Jugend erinnert. Da
hatten wir immer solche Spieler. Und ärgerten uns meistens maßlos über diese
egoistischen Ärsche.
„Erster Alles!“ schrien die immer sofort. Egal, ob Eckball,
Freistoß, Elfmeter oder Einwurf. Irgendeine Sache davon konnten die auch. Aber
eben nicht alles.
Während die anderen sich den Arsch aufrissen und den Platz
beackerten warteten diese Schönspieler auf den Ball. Und fummelten sich dann
fest oder verbaselten den Abschluss. Oder trafen auch schon mal. Für solche
Spieler war Fußball Selbstdarstellung, kein Mannschaftssport. Schon komisch,
dass diese Typen selbst im Profibereich auf allerhöchstem Niveau anzutreffen
sind.
Ich war Verteidiger oder Torwart. Meine Reflexe waren gut,
aber ich war langsam. Mein Vorteil: ich hatte keine Angst. Und damit meine
Gegenspieler schon n bisschen Sorgen um ihre Schienbeine…
Ich fummelte nicht gerne aber ich liebte es, Flanken zu
schlagen. Und die waren gar nicht mal so schlecht und wenn mein Mitspieler so
eine Flanke verwandelte, dann war das einfach ein unbeschreiblich schönes
Gefühl!
Oder eine geile Parade und der Ball dann in meinen Armen und
die Mitspieler klopften mir auf die Schulter. Klasse!
Aber ich verbaselte natürlich auch Bälle. Oder ließ mich
überlaufen und meine Grätsche landete im Rasen und nicht am Ball oder den
Knochen des Gegners.
Wenn ich ehrlich bin, war ich eher ein mittelmäßiger
Fußballer. Und zwar im unteren Mittelfeld.
Trotzdem machte es Spaß!
Ich bin im Em-Fieber.
Nein. Nicht Schwarz-Rot-Gold beflaggt. Das Gold würde ich
abschneiden und den eingekreisten ersten Buchstaben des Alphabets auf die Fahne
malen.
Aber Fußball ist schon geil. So wie die Spanier und die
Russen ihn spielen zumindest. Italien war auch nicht schlecht, aber die kann
ich nicht ab.
Ob da ein Entwicklungshilfeminister bei einem Teppich aus
Afghanistan bescheißt geht mir am Arsch vorbei: Ich glaube eher an die Unschuld
einer Hure als an die Ehrlichkeit eines Regierungspolitikers.
Rücktritt? Warum?
Unehrenhaftes Verhalten überrascht doch niemanden mehr.
Höchstens die Blödheit, sich erwischen zu lassen…
Fiskalpakte und Rettungsschirme gibt es nur für Banken,
nicht für die Menschen.
Und wenn das nicht schon längst Krieg ist, was da in Syrien
passiert, dann weiß ich auch nicht mehr…
Brot und Spiele.
Der Ball ist rund und ein Spiel dauert meistens 93 Minuten.
Herr Borgerding,
AntwortenLöschenein wohl weiser Kommentar zu Frauenfußball. Und auch die Einstellung den Schuhen und den Italienern gegenüber, kann ich tief im Herzen nachempfinden.
Chapeau! aus dem Ministerium
http://mfis.wordpress.com/2012/06/10/fusball-antifa-ein-ding-der-lacherlichkeit/