Dienstag, 27. Mai 2014

Zerplatzter Reifen, Leila, Darmstadt:



So viel im Kopf, so viel – für mich – Erwähnenswertes. So viel passiert.
Lehnt Euch zurück, könnte etwas länger werden…

Dienstagvormittag, Dauerregen. Eine Stunde Spaziergang mit Leila und ein ausgiebiges Frühstück hinter mir. Aus den Boxen (zum Anfang) Peter Gabriel. Claudia im Bad und ich jetzt mal am Compi.




Der Montag war platt und zerrissen. Wie mein linker Vorderreifen bei der Rückfahrt aus Darmstadt.
Ein geplatzter Reifen ist kein Beinbruch. Meist ist er schlimmer und kostet mehr. Macht auch keinen Spaß, auf einer regennassen Autobahn bei 120 km/h plötzlich so einen Scheiß mitzumachen.
Erinnert (später - nicht während es passiert) daran, wie schnell endlich alles sein kann.
Egal – ich hatte Glück: Kam auf dem Randstreifen zum Stehen und konnte dank Schutzbrief der Autoversicherung mich abschleppen lassen (heutzutage hat man ja kein Ersatzrad mehr. Und das Spray nützt bei einem zerfetzten Reifen gar nichts…) und von dem Geld, das ich auf der Lesung verdient hatte, so gerade noch einen neuen Reifen aufziehen lassen und zurückfahren.
Erst viele Stunden später realisierte ich, dass so ein platzender Reifen auch oft an der Leitplanke oder noch schlimmer enden kann. Und dann war ich froh, zuhause bei meinen Mädchen zu sein.

Die wärmende Umarmung meiner Frau und die Freudensprünge der Hündin – Himmel auf Erden!

Mit Leila ist wieder das Lachen in unser Heim eingezogen.
Natürlich trauern wir immer noch am Maya, werden wir immer trauern, aber Leila bringt wieder Leben rein. Legt sich zu Claudia auf die Couch und in meinen Fernsehsessel, springt an meinen Beinen am Schreibtisch hoch, um sich Streicheleinheiten abzuholen und ist ansonsten schon sehr ruhig und ausgeglichen. Sie scheint ihre Heimat gefunden zu haben.
Draußen ist es anstrengender, aber wir merken schon direkt extreme Fortschritte in der Leinenführbarkeit und sind uns sicher, das schnell hinzukriegen.
Ich hasse Kadavergehorsam. Aber ein Hund muss eben auch gehorchen. Muss bei Fuß gehen können, muss „Sitz“ und „Platz“ beherrschen und darf andere Menschen nicht ängstigen oder gar belästigen. Auch wenn Leila eine sehr aufgeschlossene und freundliche Hündin ist – da müssen wir noch arbeiten.
Außerdem will Leila gefordert werden, will lernen und Beschäftigung.
Da müssen wir uns umstellen und das tun wir. Voller Begeisterung und gegenseitiger Liebe.
Claudia hat nach der Erkrankung und nötigen Einschläferung von Maya fast nur noch geweint. Und nichts geregelt gekriegt. Jetzt strahlen ihre Augen wieder und sie ist voller Energie. Geht auch die Notwendigkeiten des Alltags wieder voller Energie an und kann es nicht erwarten, wieder mit Leila durch den Regen zu springen.
Ich war (oder versuchte es) etwas abgeklärter, machte aber eigentlich auch allen Kram lustlos. Jetzt ist die Lust wieder da. Und Lebensmut.
Schließlich: Leila hat noch viele Jahre vor sich. Mein Abgang muss sich einfach noch weit nach hinten verschieben, das bin ich meinen beiden Mädchen schuldig!

Ich weiß gar nicht, wie sehr ich mich bei meinen Freunden Thomas und Anne bedanken soll, die uns finanziell Leila ermöglicht haben, wir hätten das momentan nicht stemmen können!

Hach!
Soviel dazu…



Dann war da die Lesung in Darmstadt.
Ich hatte eigentlich wenig Lust, dort hin zu fahren. Bereue es aber keine Sekunde!
Ein super Publikum (Ralf und Nicole kamen extra aus Marbach, Manfred und Dagmar aus Bad Dürkheim: Wow! Danke!) (all die Darmstädter Freunde – immer wieder geil! Stellvertretend für alle anderen erwähne ich jetzt mal Big, Markus und Alex!)!
Wie immer der fantastische Raum 5 und Natalie und Anton als klasse Gastgeber!
Ich genieße es, mit dem großen Jerk Götterwind zu lesen. Um Stephen King zu zitieren: „Ich bin sein größter Fan!“
Ich selber kann das ja immer schlecht beurteilen, aber ich glaube, wir haben dem Publikum viel gegeben. Bei Jerk bin ich mir da sogar sicher. Ich hätte mich vielleicht etwas besser vorbereiten sollen, aber manchmal ist das halt so.
Es hat Spaß gemacht!

Einladungen für weitere Lesungen sagte ich erst mal ab. Da meine Inkonsequenz ja bekannt ist, sagte ich dann doch bei zwei Lesungen im nächsten Jahr zu. Natürlich wieder mit Jerk.

Und: „Auf Papier gebloggt“ wird doch weiter aufgelegt. In Kooperation mit Ralf Preusker. Mehr dazu in ein/zwei Monaten…

Noch recht vage, aber in den Startlöchern ist ein neues Projekt (ebenfalls mit Ralf zusammen), das meine verschobenen Rock’n’Roll Notizen ersetzen könnte. Ihr dürft gespannt sein!

Ab jetzt kümmere ich mich um das Leben, meine beiden Mädchen und die ersthafte Arbeit an der Literatur. Soviel ist klar.
Könnte gut sein, dass demnächst dieser Blog etwas zurückgefahren wird. Und Facebook wird auch weniger Aufmerksamkeit bekommen.
Aber dafür haue ich Euch danach massig neuen und alten Kram um die Augen!



Für mich ist es immer erschreckend, Bild- oder Tonaufnahmen meiner Auftritte zu sehen.
Warum tue ich mir das an?
Warum tut ihr es Euch an?
Ich sabbere, bin schwer zu verstehen und stelle meine Behinderung öffentlich dar.
Meine Texte sind (hoffentlich) besser, als mein Vortrag.
Ich habe jetzt eine DVD von dem Auftritt mit Jerk in Ludwigsburg und wurde gebeten, ein paar Ausschnitte rauszusuchen, die veröffentlicht werden dürfen. Spontan: ALLES von Jerk, nix von mir.

Aber komischerweise scheine auch ich anzukommen. Teilweise sogar wirklich zu begeistern. Und das gibt mir natürlich auch Selbstbestätigung und ein gutes Gefühl.

Ach – was weiß denn ich!



Europawahl? Kommunalwahlen?
Die Nichtwähler haben die Nazis nicht gewählt!
Sind auch nicht Schuld, an den europaweiten Erfolgen der dumpfen Nationalisten.
Schuld sind etablierte Politiker, denen kaum noch einer glaubt.
Erschreckend, was in Dortmund um SS-Siggi passiert!
Ich könnte kotzen, will jetzt aber nicht näher darauf eingehen…



So. Es wird Zeit.
Eine Bewerbung für Claudia tippen. Papier- und Ämterkram (schließlich muss Leila ordentlich angemeldet werden).
Dann dürfen wir wieder durch den Regen laufen.
Das Leben ist schön!


1 Kommentar:

  1. Hui, ein geplatzter Reifen auf der Heimfahrt von Darmstadt... Und das bei starkem Regen. Das ist übel. Aufgrund des Regens habe ich am Montag den ganzen Tag über oft an dich gedacht und gehofft, dass du ja gut nach Hause kommst. War wohl nicht ganz unbegründet. Aber zum Glück ist dir nichts passiert. Und auch wenn das Geld, das wir in den Hut geworfen haben, eigentlich nicht für einen neuen Reifen gedacht war, ist es mir lieber für einen Reifen als für was schlimmeres. Bin gespannt auf das Gedicht, dass du über die Reifenpanne schreibst, du alter Rock'n'Roll-Poet.

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