Montag, 14. November 2011

Über Kleinverlage

Kleine Verlage sind das Salz in der Suppe. Die Menschen, die Kleinverlage betreiben sind Idealisten, Perlentaucher und Schatzsucher.
So wie die Subkultur seit Urzeiten immer wieder die Kultur bereichert und erneuert, so sorgen Kleinverlage dafür, dass wichtige und gute Literatur auf den Markt kommt, dass Schreiberlinge jenseits der großen Verlage ein Medium finden und weiterhin Hoffnung, beziehungsweise Seifenblasen, haben.
Hinter jedem Kleinverlag stehen Literaturbegeisterte, die an ihre Veröffentlichungen glauben, die quasi ihr letztes Hemd dafür geben, dass die Werke ihrer Schreiberlinge auf Papier gedruckt werden und eine Chance erhalten. Und niemals verdienen sie einen gerechten Lohn für ihre Maloche, ganz selten überhaupt verdienen sie überhaupt etwas an dem Kram. Manchmal nicht mal Lob, sondern eher Skepsis, Neid oder Misstrauen.
Natürlich träumen die Männer und Frauen, die einen Verlag aufbauen, davon, dass diese Profession irgendwann zum Lebensunterhalt reicht. Selten gelingt dies, meistens werden nebenbei Schweinejobs erledigt.
Und wir Autoren heben ab und jammern auch noch rum, dass wir uns nicht genug betreut fühlen und gerade unsere Bücher zu wenig beworben und verkauft werden.
Dabei haben die Verlage viele Probleme, nicht nur mit doofen Schreiberlingen: um Bücher zu verkaufen benötigt es Werbung, benötigt es einen Vertrieb, der flächendeckend die Buchhandlungen bedient und eine flexible Auflage, die kleine und große Nachfragen befriedigen kann. Und natürlich kostet all dies massig Kohle. Kohle, die für den Druck und den Versand schon längst drauf gegangen ist.
Nur wenn man Kohle hat, kann man diese einsetzen, um Kohle zu verdienen. Kleinverlage haben keine Kohle. Sonst wären sie ja auch schon größer und etabliert.
Und es benötigt die Bereitschaft der Schreiberlinge selber aus dem Quark zu kommen, es benötigt die Ochsentour der endlosen Lesungen und den engagierten Internetauftritt (Scheiße: die Ochsentour ist für mich gesundheitlich ne Tortur und den Internetkram mache ich zwar, bin da aber nur mit halben Herzen dabei. Meine Verleger haben mit mir die Arschkarte gezogen…).
Selbst dann geht es meistens in die Hose. Und viele Kleinverlage überleben nicht lange genug. Sterben in Schulden, gehen ein und schwinden einfach dahin.
Und den Verlegern bleibt wenig, oft nur üble Nachreden.
Ich finde, da ist es nun wirklich an der Zeit, eine Lanze für die Kleinverleger und Kleinverlegerinnen zu brechen. Ich kann ihre Bedeutung gar nicht genug betonen, ich verehre diese Enthusiasten.
Also: das hier ist für den Blaulichtverlag, für den Ariel-Verlag, für den Gonzo-Verlag, natürlich die Edition PaperOne und all die anderen!
Schön, dass es Euch gibt!

Ich zum Beispiel werde bei der Edition PaperOne aus Leipzig veröffentlicht. Die Edition wird hauptsächlich von drei Menschen betrieben, die Literatur lieben und zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben. Drei Autoren, die irgendwann einfach da reingerutscht sind und ein beachtliches Forum für Underground-Literatur und hervorragende Poeten und Poetinnen aufgebaut haben.
Die Konditionen sind fair und die Anzahl der veröffentlichten Bücher pro Jahr für einen Kleinverlag enorm.
Ich bin mir sicher, Schweßinger, Grimm und Baglieri verdienen da nichts dran. Machen einen verdammt guten Job und müssen nebenbei ihren Broterwerb mit miesen Jobs finanzieren.
Und heraus kommen dabei Bücher von Märkert, Adelmann, Götterwind, Tanner, Borgerding (kenne ich irgendwoher) und anderen Autorinnen, die schon alleine deshalb zu empfehlen sind, weil die Bücher niemanden nach dem Maul geschrieben sind und sich eben nicht nur am Markt orientieren.
Der Vertrieb läuft hauptsächlich über das Internet (guckt auf die Verlagsseiten: http://editionpaperone.de/) und auf Lesungen. Grossisten haben unbezahlbare Konditionen und deshalb ist ein Verkauf über den Buchhandel schwierig. Also sind wir Autoren auch gefragt, habe ich oben ja schon erwähnt.
Ich kenne (noch) keinen der Verlagsmenschen persönlich, aber unser Mailkontakt ist beinahe freundschaftlich und ich hoffe, irgendwann werde ich ihnen mit meinen Verkaufszahlen n klein bisschen zurückgeben können. Und dabei auch andere Schreiber ermöglichen. (Das ist jetzt vielleicht n Themenwechsel, aber so sehr z.B. auf Charlotte Roche rumgehackt wird: mit ihrer Auflage ernährt sie mindestens drei weitere Schreiber! So etwas sollte man auch nicht vergessen!)

Nein. Nur weil ein Verlag klein ist und neben den Mainstream druckt ist er noch lange nicht gut. Ja. Verleger sind Menschen. Und haben Macken. Und ein Leben neben dem Verlag, das aber niemanden zu interessieren hat.
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt und auch bei Kontakten zu Kleinverlagen kann massig Scheiße passieren. Im Unterschied zu den etablierten Verlagen (in die man als Autor eh nur sehr schwer kommt) ist der Kontakt aber definitiv menschlicher und ehrlicher. Und man spürt noch das Herzblut, das dahinter steckt.
Ich kann diesen Weg nur weiter empfehlen.
Wohlgemerkt: ich spreche hier nicht von Druckkostenzuschussverlagen, die größtenteils einfach nur verarschen und massig Kohle damit verdienen, dass ein armer, kleiner Autor seinen Kram zwischen Buchdeckeln sehen will. Da rate ich zu größter Vorsicht!

Soviel zu diesem Thema. Das musste ich auch mal los werden…

2 Kommentare:

  1. Tjadenn, so siehts aus! Jetzt wo ich das alles nochmal nachlese,merke ich erst, wie bescheuert man sein muss...und mache weiter ;-)

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