Dienstag, 7. August 2012

Algarve 5: Kleine Quengeleien...



Wolken über Lagos.
Sehe ich heute zum ersten Mal. Schöne, schneeweiße Schäfchenwolken.
Claudia und ich können heute vielleicht ein wenig mehr spazieren gehen und die Strandbraterei verkürzen.

Ich quengele ja ziemlich oft. Gerade hier fällt es mir leicht zu gestehen, dass das dann doch Quengeln auf höchstem Niveau ist.
Ich meine, Claudia und ich lieben uns. Damit ist eigentlich jegliche Quengelei eh schon überflüssig.
Wir sind am Atlantik bei wunderschönem Wetter in einer wunderbaren Unterkunft und genießen die Algarve. Noch haben wir aus unerklärlichen Gründen ein paar Euro um uns gut und lecker zu ernähren.
Das Super Bock ist zwar kein deutsches Pils, aber es ist trinkbar und Claudia hat den Portwein. Alles klasse!
Da sind die psychische Überbelastung und das kaputte Knie meiner Frau.
Da sind meine Schmerzen an der Schulter, am Hals und im Mund.
Da sind unsere Körper, die uns immer wieder klar machen, dass wir auf die 50 zugehen und durch Krankheiten gefühlt die 70 überschritten haben.
Da sind aber auch unsere Gefühle und unsere Seele und damit schlagen wir Purzelbäume wie Kinder.
Da sind unsere intimen und besonderen Momente und die genießen wir in diesem Urlaub wie ein frisch verliebtes Brautpaar und irgendwie sind wir das ja auch immer noch.
Auf die Alltags- und Existenzsorgen scheiße ich momentan, damit können (und müssen) wir uns nach dem Urlaub verstärkt befassen. Ich wiederhole mich – hier tanken wir verdientermaßen Kraft dafür.

Angeblich war heute laut Wetterbericht der einzige Regentag in Lagos während unserer Urlaubszeit. Es hat nicht geregnet. Und ich habe mir einen Sonnenbrand eingefangen…



Was mir schwer fällt (1):

Das Meer ist wunderschön. Fantastisch!
Das Wasser ist ziemlich frisch, aber eigentlich durchaus badetauglich. Nur: Ich bin es nicht mehr.
In einem oder mehreren meiner früheren Leben hätte ich mich ins Wasser geschmissen, hätte in den Fluten rumgetollt und wäre ohne Ende geschwommen.
Jetzt kriege ich meinen Mund nicht mehr zu, verschlucke mich am Salzwasser und stehe wie ein Rentner bis zum Bauch im Wasser oder habe diesen dämlichen Kopf-über-Wasser-Schwimm-Stil. Da habe ich kein Bock drauf. Da gucke ich mir lieber das Meer nur an und genieße die Luft.
Und sehne mich nach den Zeiten vor meinem Krebs zurück.


Was mir schwer fällt (2):

Ich hasse es in der Öffentlichkeit zu essen.
Ich fühle mich beobachtet und stehe unter einem fürchterlichen inneren Druck.
Aber wenn das Ambiente und das Essen stimmen, dann komme ich damit klar. Bisher funktioniert das relativ gut in diesem Urlaub.


Was mir schwer fällt (3):

Maya. Wir vermissen unseren Hund.
Ich genieße es zwar auch irgendwie, nicht immer die Spaziergänge mit der Süßen zu machen.
Ich weiß, dass sie bei Susi massig Liebe, Zuneigung und Fürsorge bekommt. Und natürlich wäre ein Flug für Maya Scheiße gewesen und die Strandbesuche unmöglich. Und damit der Urlaub so nicht möglich.
Trotzdem. Sie fehlt.
Wird sie uns nach dem Urlaub auch noch lieben?
Oder lieber bei ihrer Gast-Mami bleiben?
Nie wieder Urlaub ohne Maya!


Das Internet scheint gut zu funktionieren. Der Akku meines Laps kackt allerdings nach ner dreiviertel Stunde ab (wahrscheinlich ne Einstellungsfrage) und dann muss ich entweder in der Bude weiter tippen, oder die Sitzung unterbrechen.
Ziemlich doof.
Aber nun wirklich kein ernsthaftes Problem.

Hier ist es einfach nur schön. Zum Beispiel so:

Richtig gefrühstückt

Claudia schläft noch
und ich sitze auf der Terrasse
und trinke den ersten Instant-Kaffee
mit einem kleinen Löffel Zucker
weil das Zeug sonst absolut ungenießbar ist

Eine Zigarette nach der anderen und nur ab und zu
wird die Stille von einem anderen Frühaufsteher durchbrochen
und ich frühstücke die Gedichte von Dünnebacke
während ich die beginnende Hitze spüre
und mein Hemd dann doch ausziehe

Später werden wir richtig frühstücken
(selbst ich kaue an einem Brötchen rum)
dann mit einem Fischerboot die Grotten erkunden
uns an den Strand legen
und gegrillten Stockfisch essen

Jetzt
lese ich
wie Arnd vom tristen Dasein in deutschen Mief schreibt
und ich muss oft nicken
und lächeln
Sein handgefertigter Gedichtband heißt „Falsch gefrühstückt“
aber für mich
ist es genau das richtige
an diesem Morgen voller Sonne


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