Dienstag, 20. August 2013

Das erste versprochene Gedicht:



Noch nicht


Noch habe ich mich nicht kleingekriegt
Meine Wunden vernarben
immer wieder
Meine Lethargie
konnte ich immer wieder überwinden
und meine Depressionen
hatten noch keinen gefährlichen Suizidstatus

Musik singt in meinem Herzen
Lieder füllen meine Seele
gierig sauge ich Lächeln auf
widerstehe trotzig dem „No future“:
Was solls
dafür habe ich ne Gegenwart
Noch
habe ich mich nicht kleingekriegt

Totgesagte
leben länger.
Das Kartenhaus meiner Lebenslüge
steht vielleicht auf wackligem Fundament
aber es steht noch.

Ich habe noch so viele Wörter im Kopf
Ist mir scheißegal
ob ihr sie lesen wollt…

Noch habe ich mich nicht kleingekriegt
Angezählt
aber noch nicht am Boden
trotze ich meinem inneren Schweinehund
und
mache
weiter

(aus „jede Flasche eine Kugel“)

DON'T TRY!, keine Lesungen, Schlafen!, Bücherliste, Ägypten



Eigentlich mache ich das nicht:
Ich schreibe nix über Bücher, in denen ich selber vertreten bin. Das ist Eigenwerbung und damit Tabu!
Bei „Don’t try!“, der Bukowski Hommage des Acheron Verlags komme ich nicht drum rum ein paar Worte zu verlieren.
Anthologien sind ja immer so ne Sache. Normalerweise bin ich da kein großer Fan von, genau wie bei Musik-Compilations.
Aber hier finde ich ne Art Soundtrack zu Buk, in den ich eintauchen kann.
Verdammt gute Schreiberlinge und unterschiedliche Herangehensweisen an den alten Meister, die bei mir dazu führen, mal wieder in den Bukowski Büchern zu blättern. Und das kann ja nun wirklich nicht schaden!
27 AutorInnen geben auf über 115 Seiten ihre Statements zu dem großen amerikanischen Dichter ab, das Ganze für unschlagbare 9,90€.
Und es ist nur ein Text drin, den ich fürchterlich finde.
Auf die Texte im Einzelnen möchte ich jetzt nicht eingehen. Sollen andere machen.
Aber Beachtung verdient diese Anthologie auf alle Fälle!


Ich habe mich entschieden, ich mache es nicht mehr:
Ich werde keine Lesungen mehr organisieren!

Hauptgrund ist, dass ich mir selber in keiner Weise gerecht werden kann:
Es gibt so viele tolle Dichter und DichterInnen, die ich gerne auf einer Lesung im Ruhrpott erleben würde, dass ich unmöglich eine vernünftige Auswahl treffen kann. Ich hätte sie alle gerne auf einer Lesung, würde mit ihnen allen gerne zusammen lesen. Das ist unmöglich!
Dann stellt sich das Problem der Bezahlung. Und da schaffe ich es nie, mit den Veranstaltern einen fairen Kurs hinzukriegen, der dafür sorgt, dass die Künstler nicht draufzahlen müssen und zumindest ihren Schnitt machen.
Die Frage nach der Werbung für die Lesung und die Anzahl der ZuhörerInnen ist eine ständige Gradwanderung, die auch frustrieren kann: wenn der Veranstalter nicht wirbt, dann bleibt mir nur das Internet und Facebook. Und nur vor ein paar wenigen Menschen zu lesen ist nicht so toll, gerade wenn ich auch an die eingeladenen Dichter und DichterInnen, die einiges an Energie aufgebracht haben, um vorbeizukommen, denke.
Neue Veranstaltungsorte klarzumachen ist ein Unding für mich. Meine Behinderungen machen das unmöglich, ich kann mich nur bei Veranstaltern anbieten, die mich kennen und schätzen (oder das Ding aus Mitleid machen und das will ich schon mal gar nicht!)
Aus diesen Gründen habe ich mich nun also entschieden, dass einfach nicht mehr zu machen.
Da ich (aus all den genannten Gründen) eh nie viele Veranstaltungen geplant habe hält sich der Verlust auch in Grenzen. Und so ist wenigstens ne klare Linie mit einem klaren Nein vorhanden.
Sorry an die KollegInnen, die ich schon gefragt habe und die auf einen Lesungstermin warten! Es geht einfach nicht!
In erster Linie bin ich selber Schreiber und nicht Veranstalter. Und muss mir meine wenige Energie einteilen.

Ich habe keinen Manager und werde mir auch nie einen leisten können. Den bräuchte ich aber wenn ich weiter Veranstaltungen organisieren würde.
Jemand Interesse an ein Ehrenamt?

Grundsätzlich bin ich ja immer bereit an einer Lesung teilzunehmen.
Es ist immer wieder aufregend und macht Spaß, auch wenn es mich sehr anstrengt und ich selber nur eingeschränkt einsatzfähig bin.
Die Kontakte, die ich aufgebaut habe, möchte ich um nix in der Welt missen!

Ich lese am liebsten vor bekannten Menschen und an mir bekannten und schönen Orten.
Hier muss ich die Bastion in Bochum (Oh ja! Klasse!), die Bahia in Castrop (leider nur noch Geschichte) und den Raum 5 in Darmstadt (ich komme gerne nach Darmstadt, auch wenn es sehr weit weg ist…) besonders hervorheben. Klasse!

Ich nehme gerne an einer Lesung teil, lerne neue Menschen und Orte kennen und verbreite meinen Kram. Dieses Jahr freue ich mich auf Ende September und Darmstadt und auf Mitte November Berlin. Vielleicht läuft im Oktober was in Bochum, aber das ist noch nicht klar. Wie erwähnt: ich veranstalte nicht mehr selber.
Das scheint es dann auch in diesem Jahr gewesen zu sein. Es sei denn, jemand lädt mich ein. Ich selber sage da selten ab.

Soviel dazu.


Schlafen!
Schlafen ist schön.
Momentan kann ich das zwanzig Stunden am Tag. Fatigue. Immer noch und wahrscheinlich bleibend. Manchmal habe ich Probleme, mich bei Gesprächen oder Aktivitäten wach zu halten und nicht in den Sekundenschlaf zu fallen. Beim Autofahren habe ich es im Griff, also keine Panik!
Auch nachts schlafe ich durch. Und träume.
Meine Tätigkeiten schränkt das ein und meine Frau macht sich Sorgen, aber ich finde schlafen schön.
Eigentlich könnte ich immer schlafen.
Und lege mich jetzt erst mal hin und tippe nachher weiter…


HalliHallo!
Eine Stunde gepennt, ein Hundegang, ein leckeres Essen, ein entspannendes Vollbad und zwei Zigaretten später bin ich jetzt wieder da.
So laufen momentan meine Tage.
Gleich noch n kleiner Einkauf und dann werde ich mich heute nicht mehr vom Schreibtisch wegbewegen. Außer zur Toilette. Und vielleicht n kleines Nickerchen. Und dann ins Bett.
Nebenan telefoniert Claudia.
Ich habe „The Who“ aufgelegt. Brav, wie ich nun mal bin, relativ leise.
Später kommen dann die Kopfhörer.
Wo war ich stehengeblieben?


Das Handwerkzeugs der Schreiberlinge sind Tastaturen, Notizzettel, Stifte. Und natürlich Bücher.
Irgendwie sollte jeder Schreiber auch lesen. Egal was, aber lesen gehört einfach dazu, wenn man schreiben will. Und sorgt für Weiterentwicklung (Nein, ich meine nicht irgendeinen Stil kopieren oder etwas klauen!). Bei mir momentan die wirklich gute Autobiographie von Pete Townshend: „Who I am“, das Buch für Neil Young Fans von Narvid Kermani: „Das Buch der von Neil Young getöteten“ (ist aber wirklich nur was für Fans), „DON’T TRY!“ (siehe oben) und „Schlagt sie tot in den Wäldern“ von Klaus Märkert. Die Kurzgeschichten von Freund Klaus sind toll, die Titelgeschichte unschlagbar gut. Eigentlich will ich seit zwei Wochen ne Rezi zu diesem Buch schreiben, tue mich aber schwer, da Kurzgeschichten ansonsten eben nicht mein Ding sind. Aber was nicht ist kann ja noch werden…
Und dann natürlich immer wieder die Gedichte in den Zeitschriften und Mags (LaborBefund, Rogue Nation etc.) und im Internet. Wobei ich doch lieber auf Papier lese. Na ja. Nur mal so erwähnt…


Ägypten? Scheiße.
Aber ich hab dem Militär eigentlich von Anfang an nicht getraut. Und weiß nicht, was ich von den Muslim Brüdern halten soll.
Momentan sieht alles nach Bürgerkrieg und Militärdiktatur aus. Profitieren wird die Rüstungsindustrie. Nicht die Menschen.
Ich habe zu wenig Ahnung, um eindeutig Position für eine Seite zu beziehen. Ich weiß nur, dass die friedlichen Protestler und alle Menschen die Verlierer sind. Und denen gehört meine Anteilnahme.


Irgendwie reicht das jetzt auch mal wieder.
Und dann demnächst wieder Gedichte.


Donnerstag, 15. August 2013

Göttingen, Pauli-Niederlage und ganz viel Wahlboykott:



Göttingen ist schön.
Die meisten Städte wirken ja erst mal schön, wenn man zu Besuch dort ist.
Göttingen hat eine Universität (okay, haben Dortmund, Bochum, Essen etc. auch). Eine sehr traditionelle Uni und damit viele alte und altehrwürdige Universitätsgebäude. Das ist schon mal schön.
Göttingen hat viele alte und äußerst schöne Villen und Herrschaftshäuser. Unbezahlbar für Normalos, trotzdem schön.
Göttingen hat einen Fluss. Die Leine. Und ich dachte, ich wäre in Hannover.
Göttingen hat einen Bismarck-Turm. Und ich dachte, ich wäre in Bochum.
Göttingen hat wunderschöne Parks und Wälder. Und ich dachte, ich wäre in Göttingen.
Göttingen ist schön…

Die A44 ist schön.
Doch. Die Landschaften auf der Fahrt machten Spaß. Die LKWs und all diese Verkehrsidioten um mich herum machten keinen Spaß. Es ist bekannt, dass nur ich ein guter Autofahrer bin. Wenn auch in einem langsamen Kleinwagen.

Nette und gastfreundliche Menschen besuchen ist immer schön.
Vanessa und Karsten waren toll.
Und die Wohnung und der Balkon und das Essen und überhaupt. Schön! Danke!

Der Kaffee in der italienischen Eisdiele war einzigartig.
Jetzt weiß ich, wie ein „Cafe Dublin“ (so nannten die das Zeug) mit Sicherheit nicht schmecken sollte: Lauwarmes und dünnes Kaffeewasser, ein Tropfen Bailys (höchstens ein Tropfen!), dafür aber eine Sahnehaube, an der ich nichts aussetzen kann. Dafür viereinhalb Euros hinzublättern war einzigartig. Aber nicht schön und auch nicht lecker…


Beim Nachhausekommen Büchersendungen im Briefkasten! Darüber freue ich mich immer.
„Don’t Try!“, die Bukowski Hommage vom Acheron Verlag, scheint richtig klasse zu sein!
Ich werde sie nicht rezensieren, stehe ich doch selber drin.
Und der „Laborbefund 6“ liefert Texte von Vetsch, Dünnebacke, Grundmann, Thorban, Gudix, Köhn, Mohr und Adelmann.
Hört sich wie immer klasse an.
Absolute Kaufempfehlung für beide Teile!!!


Morgen muss St. Pauli verlieren.
Ich gönne den Paulianern nur zwei Niederlagen in dieser Saison. Natürlich beide Mal gegen Bochum. Eigentlich mag ich den FC St. Pauli.
Morgen müssen sie verlieren, zumal meine geliebte Frau zum ersten Mal seitdem wir uns kennen mich in mein Wohnzimmer an der Castroper Straße begleitet. Und oft (berechtigterweise) über den VfL Bochum meckert.
Und Pauli momentan einen äußerst unsympathischen, schlechten und blöden Trainer hat.
Drückt mir die Daumen:
Morgen muss Pauli verlieren!


Warum ich die Bundestagswahl boykottiere:

Durch meine schulische und private Sozialisation war ich schon in jungen Jahren politisch interessiert und auch immer wieder engagiert.
Ich habe bewusst Schmidt, 16 Jahre Kohl, Schröder und Merkel erlebt.
Und muss mit Erschrecken feststellen, dass die parlamentarische Politik mir mittlerweile am Arsch vorbeigeht.

Die angebliche Wahlmöglichkeit ist eine Illusion: egal, ob CDU, SPD oder Die Grünen: Keine Konzeptunterschiede, Wahlversprechen werden eh nicht eingehalten und das Volk wird ohne Ende belogen.

Der soziale Missstand und Hartz IV, die NSU und Geheimdienstskandale, die Energie-, Bildungs- und Gesundheitspolitik kränkeln vor sich hin und gerade aktuell die NSA-Bespitzelungen: Anstatt Aufschrei und Reaktion wird gelogen, verschwiegen und vertuscht.

Egal, welche Partei – da gibt es keine Unterschiede mehr.
Vielleicht Die Linken, okay. Aber auch die sind erschreckend konzeptlos, zerstritten und vor allem in ihrer Vergangenheitsbewältigung genauso verlogen, wie die Machtparteien.
Wären die Linken in irgendeiner Form regierungsbeteidigt, ich würde keinen Cent drauf setzen, dass sie etwas anderes täten, als die momentanen Betrüger.
Nee.

Ich mag diese Erkenntnis nicht. Sie erschreckt mich.
Demokratie scheint sich als ebensolche Utopie wie Sozialismus oder Anarchie zu beweisen.
„Sozial“ ist unsere Marktwirtschaft schon lange nicht mehr.
Mit dem Grundgesetz hätten wir eigentlich eine solide Basis, um einen freiheitlichen und gerechten Staat aufzubauen. Schade nur, dass dieses Gesetz keine Beachtung und Wertschätzung mehr findet.

Ich würde gerne an diese Demokratie glauben. Ich tue es momentan nicht mehr.

Das Ergebnis der Wahl im September steht außerdem ja eh schon fest: Merkel.
Wahrscheinlich unverständlicherweise wieder mit der FDP (wer wählt DIE eigentlich?!), ansonsten halt mit der SPD oder den Grünen. Glaubt nicht deren Beteuerungen – die sind so machtgeil, dass sie nach jedem Strohhalm greifen würden!
Und die Linken stehen da, wo sie in diesem System momentan hingehören. In der Opposition (und das ist das Einzige, was ich gut finde…).

Wirkliche Opposition ist außerhalb der Parlamente zu finden. Und das mittlerweile weltweit und kräftig.
Da vollzieht sich ein gesellschaftlicher Umbruch und die sozialen Netzwerke und Bewegungen spielen da eine große Rolle.
Und da setze ich meine Hoffnung drauf. Nicht auf das Kreuz, dass ich alle vier Jahre machen darf.

Mein Wahlboykott ist keine Resignation und schon überhaupt nicht Bequemlichkeit. Meine Entscheidung beinhaltet sogar massig Hoffnung. Aber Hoffnung setze ich halt nicht mehr in die parlamentarischen Kräfte. Hoffnung setze ich in die Menschen. Und davon haben sich die Politiker immer mehr entfernt.

Okay.
Diesen September gehöre ich mit meiner Wahlentscheidung also zum ersten Mal zur Mehrheit: Eben zu den Nichtwählern.

Ich habe ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kämpfern und Revolutionären, die sich historisch betrachtet für die Demokratie und das Wahlrecht umbringen ließen. Aber das ist eben Geschichte und heutzutage wird (hoffentlich) eine andere Geschichte geschrieben.

Meine Sätze sind nicht ausformuliert und beschreiben nur kurz meine Wut und Meinung.
Ich bin nicht der Typ für politische Pamphlete oder gesellschaftsphilosophische Analysen.

Aber loswerden wollte ich das trotzdem.

WAHLEN ÄNDERN NICHTS. SONST WÄREN SIE VERBOTEN.
Ich glaube die Wahrheit dieses Slogans war nie deutlicher zu spüren als heutzutage.


Zum Abschluss sei darauf hingewiesen, dass ich während der Tipperei Black Sabbath höre.
Und das ist wirklich schön!

Montag, 12. August 2013

Gewöhnungen und Krankheiten





Dass die S-Bahn immer Verspätung hat
oder dass wir in irgendeinem dummen Stau stecken
daran haben wir uns gewöhnt

Oder die dummen schreienden Blagen auf ihrem Schulweg
und dabei unsere Gelüste nach einem Maschinengewehr
daran haben wir uns gewöhnt

Wir haben uns daran gewöhnt
immer früher zur Arbeit zu fahren
und immer später wieder zu Hause zu sein
Wir beziehen das nicht in die Arbeitszeit mit ein
Wir sind Arbeitnehmer
Tarif (wenn überhaupt) und Schnauze halten
So funktioniert Deutschland

Wir gewöhnen uns immer mehr daran
mit einem Job nicht klar zu kommen
und auf der falschen Stufe der Einkommenspyramide stehen
An unsere Krankheiten
und dass wir sie uns nicht leisten können
daran haben wir uns auch gewöhnt

Unsere frustrierenden Lohnabrechnungen und diese Abzüge
oder demütigende Bettelgänge bei Ämtern und Banken
natürlich haben wir uns daran gewöhnt

Depressionen und Psychosen sind Alltag
Wir ignorieren sie
verdrängen unsere Bedürfnisse und Träume
und haben uns daran gewöhnt

Selbst an eine aussitzende und hämisch grinsende Kanzlerin
haben wir uns gewöhnt
Wir nehmen sie nicht Ernst
und nehmen ihr viel zu wenig wirklich übel

Wir haben uns an so vieles gewöhnt
unsere Drogen und Tabletten
unsere Süchte und Selbstbezogenheit
und Solidarität ist ein veraltetes Fremdwort

Auch wenn es unbequem ist
vielleicht sollten wir uns entwöhnen
Auch wenn es unglaublich klingen mag:
Ideale sind wichtiger als Ruhe

Trotz Rechtschreibreform werden
Revolution und Widerstand
immer noch groß geschrieben

Vielleicht sollten wir uns daran wieder gewöhnen…