Donnerstag, 11. September 2014

Tagesnotiz 11.09.



Nach dem Frühstück.

Kartons packen.
Mittlerweile wird es langsam ungemütlich in der alten Wohnung. Aber das muss sein. Und das überstehen wir auch 8 Tage lang.
Umzüge sind spannend. Umzüge sind doof.

Die Begeisterung über das geschenkte U2-Album lässt nach.
Nach mehrmaligen Hören klassifiziere ich das Ding als okay, aber mehr auch nicht ein.
Und meine Skepsis über die Vermarktung nimmt zu.
Vorgestern war ich einfach überrascht und spontan erfreut.
Mit Nachdenken werden manche Sachen einfach auch schlechter, betrachte ich sie kritischer…
Trotzdem: Auch wenn jetzt der Shit-Storm über U2 ausbricht. So schlecht ist das Album nicht, wirklich nicht!
Der Apple-Deal?
Deal with the devil?
Mag sein. Aber immerhin ne Überraschung. Und ich als iTunes Nutzer freute mich halt. Auch wenn im Hintergrund der gute alte iPod so langsam aus dem Apple-Sortiment verschwindet.
Ich will ja niemanden n iPhone aufquatschen, und halte diese Smart-Armbanduhren für Blödsinn.

Und nochmal spontane Begeisterung:
Peter Maffay singt Leonard Cohens „First we take Manhattan“. Und das ist richtig klasse. Geht rockig ab.
Ich mag Maffay normalerweise nicht, aber da überzeugt er mich (was ich nicht von allen Liedern auf „Poem“ -Leonard Cohen Songs auf Deutsch behaupten kann…).

„Between wine and blood“ von New Model Army ist richtig klasse. Und „Lullaby and the ceaseless roar“ von Robert Plant auch!
Zwei super Alben!!!
Und das ist jetzt nicht spontan, sondern nach ganz oft hören!



Spät am Nachmittag.
Meine Frau möchte Schokolade.
„Die Vollnuss von Netto. Und auf dem Weg kannste noch Kaffee und so mitbringen…“
Ich griff mir den Autoschlüssel.
„Nee. Die Sonne scheint und du musst auch mal n bisschen Frischluft mitkriegen. Einfach mal laufen. Tut dir gut… Netto ist doch nur ne viertel Stunde Fußweg…“
Ich nickte. Ich wusste, sie wollte Schokolade, noch mehr wollte sie was Gutes für mich. Sie hatte und hat Recht.

Meine Frau bekam Schokolade. Und ich Frischluft.
Darauf rauche ich mir jetzt eine…




CDs, Schallplatten und die CD Player und der Schallplattenspieler sind eingepackt.
Musik über’n Compi muss für 8 Tage reichen.
Luxusproblem.
Morgen kommen die Bücher ran.
Eine Kiste Bukowski. Und ich weigere mich einfach, da zu reduzieren.
Buk will ich möglichst komplett haben.
Fünfzehn weitere Kisten, mindestens. Und ich habe wirklich schon auf ein Drittel reduziert…

Danach dann meine Schreibtischregale und der Bürokram.
Und meine ganzen Ausdrucke. Von mir und Schriftstellerfreunden.
Und andere Briefe.
Ich denke, ich kann es auf drei Kisten reduzieren. Aber das will und muss ich behalten.

Von der Wohnfläche werden wir uns ja vergrößern, aber ich will aussortieren und mich verkleinern.
Für einen Jäger und Sammler ist das sehr schwierig.

Und den Küchenkram überlasse ich Claudia.
Außer meinem Kaffeevollautomaten und meinem Mixer.




Bei meinem Handy werde ich wohl doch bleiben. Minimierung ist ja okay. Aber ich will erreichbar bleiben. Und so ist das am einfachsten.
Obwohl ich den Internet- und Smart und- App-Kram einfach nicht schnalle und überflüssig finde.
Aber da minimiere ich demnächst irgendwann. Nicht jetzt.
Nicht alles auf einmal…




Morgen dann nach Bochum. Ins Ruhrstadion (so wird das immer für mich heißen, scheiß auf Sponsorennamen).
Abschied? Nee!
Wenn möglich werde ich weiterhin zum VfL Bochum fahren. Und das mit Besuchen bei meinen Freunden im Pott verbinden.
Gesundheitlich und auch vom Feeling her wurde es in den letzten Jahren eh weniger, auch wenn mittlerweile wieder ein positives Feeling überhandnimmt.
Anyway: Der VfL wird immer in meinem Herzen sein.
Wie der Ruhrpott.
Auch wenn ich ihn jetzt verlasse…
Und die Bochumer Aufstiegssaison will ich doch vollständig mitnehmen!



11.09.
War da nicht was?
Egal...

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Meine Frau geht ins Bett. Und quengelt.
Sie will mich neben sich haben.
Wieder einmal hat sie Recht: Da gehöre ich hin.
Neben sie. Zu ihr.
Gute Nacht Leute, haltet Euch aufrecht!

Dienstag, 9. September 2014

U2 - und ich bin baff




Der Hammer!

Vor einer viertel Stunde las ich, dass U2 ihr neues Album für alle iTunes-Benutzer umsonst zum Download anbieten.
Sowas kannte ich noch nicht, öffnete mein iTunes und hatte das Album schon in meiner Mediathek.
Und während ich dies hier tippe läuft es zum ersten Mal.
Ich gestehe, ich bin begeistert.
Von dem Überraschungseffekt.

Morgen kann jede/r dieses Album downloaden, auch ohne iTunes, da bin ich mir sicher.
Warum noch die CD kaufen? Vielleicht das Vinyl, aber da gibt es ja noch keinerlei Informationen…
Ist das ein finanzieller Ausverkauf?
Ein genialer Werbe-Gag, der dieses Album auf Nummer 1 des Jahres schießt?
Eine Absprache, die Apple einige hundert Millionen Dollar wert war?
Für U2 einfach eine bequeme Geldquelle und die Gewissheit, dass dieses Album gehört wird?
Mir als Hörer und Fan (doch! Ich mag die! Auch wenn Bono nervt!)  der Band ist es erstmal egal.
Ich freue mich. Und bin hin und weg.

Apple und U2 arbeiten ja nicht zum ersten Mal zusammen.
Und Bono ist nicht der Weltverbesserer ohne Eigeninteresse, auch wenn er sich gerne so zeigt.
Und U2 ist zum Glück nicht nur Bono: Da gibt es ja auch noch andere Musiker in dieser genialen Band!

Ich habe sie dreimal live gesehen. Liebe The Edge (genialer Gitarrist!), Adam Clayton (Bassist, der immer besser wird und ohne den die Band nicht funktionieren würde) und Larry Mullen (einfach solide und klasse!). Die Stimme und das Charisma von Bono habe ich geliebt. Bis er mir zu viel predigte. Aber die Stimme war immer toll.
Und die Platten finde ich größtenteils klasse und die Live-Shows waren genial.
Ich mag U2 verdammt nochmal total!

Und jetzt läuft die neue Scheibe.
Umsonst.
Und ohne Vorankündigung.

So.
Und jetzt endlich zur Musik.
“Songs of Innocence” ist ein U2 Album. Und geht wahrscheinlich “back to the roots“. Gitarre(n), Bass, Drums, Gesang. Selten SchnickSchnack. Ab und zu Echos, Synths, Background. Bono natürlich oft mit Hall. Die Gitarre von The Edge hatte schon immer Effekte dabei. Ich liebe ihn dafür.
Ich glaube, es ist wie ein altes U2 Album. Damit ein gutes. Und ich schwebe und liebe sie dafür!
Warum sollten U2 was Neues bringen? Die Musik revolutionieren?
Das haben sie schon oft genug gemacht. Ein Album mit elf schönen Liedern, die ich immer wieder gerne hören werde, ist Geschenk genug!
Hymnen kann man nicht zaubern, die fehlen auf diesem Album. Aber es sind wunderschöne Melodien und Lieder drauf.
Hey! Ich höre das Ding jetzt zum ersten Mal und bin angetan!
Es wird innerhalb der nächsten Tage oft genug verrissen werden, da kann ich es ja heute mögen!

Keine Ahnung, was ich von dem Apple-Deal mit U2 halte.
Wenn ich ungefragt ein Helene Fischer Album in meiner Mediathek hätte, würde ich kotzen. Jetzt bin ich begeistert…
Eine halbe Billionen, das sind fünfhundert Millionen: 500.00000 Menschen bekommen das Album geschenkt. Wer soll das dann noch kaufen?
Okay, wer es nicht mag, kann es ja löschen.
Ich habe es sofort gespeichert.
Und mag es.

Donnerstag, 4. September 2014

Einerseits - Andererseits



 Noch nicht ganz fertig. Sollte eigentlich in zwei gegenüberliegenden Spalten gesetzt sein, was ich hier nicht hinkriege. Ich poste es trotzdem mal:

Einerseits:

You can’t be twenty
on sugar mountain
und ich bin schon über 50
und habe einiges über und er- lebt
Ich bin müde
und rege mich nur noch bedingt
über die Lügen und Aktivitäten der Machthaber auf
gehe nicht mehr auf die Straße
weil ich zu langsam und schlapp zum Kämpfen bin
und massig Resignation in mir habe
Ich bin müde
und mein Körper kann kaum noch Sport und Sex
Es tut einfach weh
und mir fehlt der Atem
Dabei würde ich liebend gerne jedem Ball hinterher rennen
den die Kinder treten
Und meine Frau
- am liebsten zweimal täglich und überall und in allen Variationen
Ich kann nicht mehr
I can’t get no
Ich bin müde
Schwerbehindert und Frührentner
und nur noch
Schreiberling at home
und selbst da desillusioniert und müde

Die eine Seite
Heute

Andererseits:

Wenn meine Frau mich anstrahlt geht die Sonne auf
und ich weiß
warum ich noch lebe
In unseren Umarmungen werden wir eins
und das ist der Himmel
Immer noch
genieße ich Widerstand
und lebe auf
bei Aktionen gegen den allgegenwärtigen Wahn
Aktiv an meinem einsamen Schreibtisch
aber mit meinem Herzen dabei
Immer noch
gibt es Kinder
die mich auf eine Zukunft hoffen lassen
Immer noch
erreicht mich Rock’n’Roll
und ehrliche Musik
(wenn auch seltener anhand der Überfrachtung)
Und überhaupt!
Immer noch
scheint die Sonne
und kühlt der Regen ab
und
Ich friere ja nicht jeden Tag…
Und:
Irgendwie und überhaupt und allgemein –
ICH LEBE NOCH!

Die andere Seite
auch heute
Punkt…





Dienstag, 2. September 2014

N bisschen Musiklaberei und etwas mehr Ruhrpottabschied



Ich beginne mit Musiklaberei. Meine aktuelle Playlist:

Phillip Boa ist rausgefallen. Ich mag/mochte ihn nie besonders, aber sein letztes Werk fand ich toll. Jetzt aktuell sagt er mir wieder nichts. Vielleicht sind auch die anderen auf meiner Playlist einfach zu gut.
Ryan Adams ist auch rausgefallen. Siehe oben.
Dr. John ist rausgefallen. Ich mag Dr. John, aber er hat ein Album mit Liedern und zu Ehren von Satchmo aufgenommen und die Originale sind einfach besser, auch wenn manches witzig im Dr. John Sound klingt…
New Model Army kommen mit Sicherheit noch dazu, bekomme ich aber erst Freitag. Und vielleicht noch Niels Frevert. Die Huldigung an Nils Koppruch fällt raus, da er im Original einfach unschlagbar war.
Das war doch jetzt kurz, oder?



Meine Frau zwingt mich zu Spaziergängen.

„Raus an die frische Luft, Du siehst scheiße aus! Wir laufen jetzt übern Friedhof nach Schonnebeck zum Einkaufen!“
Ich zucke mit den Achseln. Vielleicht stimmt es ja. Nur eine Frage habe ich noch:
„Meinste, mit diesen Schuhen kannste laufen? Durch den Wald?“
Wie immer ignoriert sie meinen Einwand.

Beim Rückweg lasse ich sie am Friedhof warten, renne zurück und hole das Auto, um sie nach Hause zu bringen.

Wir brauchen wieder einen Hund.
Nach dem Umzug. Irgendwann.



Der Umzug.
Wir haben (außer Wohnungskündigung) noch nichts gemacht. Und ich fühle mich schon nicht mehr heimisch und will nur noch aufs Land.
Und freue mich.
In drei Wochen geht es los.



Aus einem Telefonvertrag und einen Handy-Vertrag und Sky rauszukommen ist übrigens gar nicht so einfach.
(Ähnlich, wie aus unseren Hundehaftpflichtversicherungen, die unsere Kündigungen einfach ignorieren (trotz ärztlicher Einschläferungsurkunde und Übereignungsvertrag).)
Ich will das alles nicht mehr. Ich will n Internetanschluss, n Festnetz und n Prepaid-Handy für Notfälle.
Ich muss nicht immer telefonieren, erreichbar sein und Facebook checken: Das reicht am Schreibtisch und am Compi.
Ich will mich reduzieren. Und meine Ruhe.
Ich brauche auch nicht jedes Fußballspiel in der Glotze. Lieber fahre ich öfters nach Bochum, um meinen VfL live zu sehen. Und außer für Fußball bräuchte ich mittlerweile gar keine Glotze mehr.
Und by the way dann Freunde zu besuchen…

Ich hasse es, wenn die Menschen ihre Handys bei jeder Gelegenheit zücken und andauernd darauf rum tippen. Oder irgendwas zeigen.
Ich will Gespräche (wenn überhaupt) und direkten Kontakt.
Back to the roots!



Ich habe Lieblingsplätze.

An meinem Schreibtisch,
links und rechts die Boxen verteilt, Musik,
meine Finger auf der Tastatur des Labs.
Egal, wo der steht.

Das Grab meines Schwiegervaters am Halo-Friedhof in Essen (den ich nie kennenlernen durfte), das Grab meines Vaters in Castrop, Plätze im Stadtgarten Castrop, auf dem Feld in Bochum Gerthe, der Stadtpark in Bochum Langendreer, Bochum Hiltrop, Block P links im RevirPowerStadion (für mich immer Ruhrstadion) an der Castroper Straße in Bochum. Der Silbersee nahe Haltern. Plätze am Rhein Herne Kanal. Der Stadtgarten Castrop-Rauxel. Ein Feld am Gysenbergpark in Herne, wo ich beinahe in aller Öffentlichkeit Sex mit meiner Frau gehabt hätte (wir hielten uns dann doch zurück…).

Paris.
Das Grab von Jim Morrison und das Grab von Heinrich Heine.
Prag.
Diese wunderbare Brücke.
Schiermonnikoog.
Die Dünen.
Überhaupt die wunderbaren Inseln der Nordsee.

Schon jetzt habe ich zwei Lieblingsplätze in Ottenstein:
Auf der Hollywood-Schaukel im Garten.
Und auf dem Feldweg, der direkt neben unserem Haus beginnt - die letzte Station des Kreuzwegs: Eine kleine Statue mit Jesus am Kreuz
( Moment: Ist das dann überhaupt die letzte Station?) und davor eine Bank und dahinter ein Feld und über uns ein riesiger Himmel.
Und Ruhe. Natur.
Jesus stört mich nicht.
Ich liebe diesen Platz.

So viele Plätze. So viele Geschichten.
Mann, ich werde oder bin alt.

Und habe noch viel zu erzählen.



Von Essen habe ich mich innerlich längst verabschiedet. Wurde nie richtig heimisch.
Das liegt nicht an Essen, sondern an den Umständen.
Den Ruhrpott werde ich bestimmt vermissen. Und meine Freunde und Freundinnen. Aber ich werde ja nicht weg sein.
Ich freue mich auf Ottenstein, das liegt bei Ahaus, Nähe der niederländischen Grenze.

Und die Tage fangen wir an,
endlich einzupacken…