Die Möglichkeit, jemals in meinem Leben erwachsen zu werden
ist gering. Ich werde bald 55 Jahre alt und fühle mich immer noch nur bedingt
erwachsen.
Okay, ich schnalle mich mittlerweile beim Autofahren an und
übernehme Verantwortung für meine Frau und meine Hunde,
ansonsten ist da wenig, was ich mit dem Begriff „Erwachsen“
verbinde.
Was kann ich tun?
Ich bin aus dem Arbeitsleben gezwungenermaßen raus
(vor 11 Jahren war ich beinah erwachsen, aber dann kam
dieser miese fiese Krebs – ich muss allerdings gestehen, dass ich mir erwachsen
und etabliert nicht besonders gefiel…)
und will leben und scheiße darauf, erwachsen zu werden.
Vielleicht das Rezept für ewige Jugend, wer weiß…
Anarchie. Meine Utopie, mein Traum.
Ich mag Worte / Begrifflichkeiten / Sachen,
die sich nicht eindeutig definieren lassen,
die Spielraum für viele Deutungen und Theorien offenlassen.
Seele.
Liebe.
Poesie.
Und eben auch Anarchie.
Anarchie ist allgemeingültig erstmal die Lehre
(Halt: Ne Philosophie? Ne Utopie? N Gesellschaftsmodell?
Vielleicht nur ein Synonym?)
von absoluter Freiheit und Herrschaftslosigkeit.
Punkt.
Soweit, so klar.
Und spätestens ab diesem Punkt gibt es zahlreiche
theoretische Ansätze und Schriften, die sich unterscheiden und teilweise auch
widersprechen.
Ich bin da kein Fachmann, theoretische Schriften langweilen
mich und ich habe irgendwann aufgehört, sie zu lesen. Ich bin noch nicht
erwachsen.
Ich selbst bezeichne mich als „Gefühlsanarchisten“.
Diesen Begriff habe ich zum ersten Mal bei Konstantin Wecker
gelesen und kann ihn für mich einfach nur übernehmen.
Was ist erstrebenswerter,
als eine Welt, in der niemand regiert und alle Menschen frei
sind?
Eine Welt, in der Geld und Macht unbedeutend sind?
In der alle miteinander in Frieden und Liebe leben?
Natürlich ist das eine Utopie.
Aber was spricht gegen Träume?
Ich habe keine konkreten Aktionsvorschläge bis zu meinem
Traum.
Ich werde ihn auch nie verwirklicht sehen.
Wahrscheinlich braucht es noch zig Revolutionen oder auch
Untergangsszenarien, bis er Wirklichkeit wird.
Aber er kann Wirklichkeit werden.
Genau wie die Menschheit, die vielleicht irgendwann
menschlich werden kann.
Ich bin ein Träumer, kein Aktivist.
Meine Aktivitäten beschränken sich auf die Tastatur meines
Compis.
Gerne würde ich sagen, „This machine kills faschism“.
Ich weiß, dass dies nicht so ist.
Ich glaube einfach an die Anarchie.
Manche Menschen glauben an Götter und Göttinnen, das sollen sie tuen.
Manche Menschen glauben an Götter und Göttinnen, das sollen sie tuen.
Ich glaube an den Menschen und die Menschheit,
auch wenn sie mich jeden Tag vom Gegenteil überzeugen.
Gesellschaftsformen und Modelle sind fast alle gescheitert.
Absolute Monarchie war fast nie der Bringer.
Autokratien ebenfalls nicht.
Der damals real existierende Mus, ob Kommunismus,
Sozialismus oder der unmenschliche Faschismus sind jeweils fürchterlich
gescheitert.
Die Demokratie entwickelt sich leider weltweit momentan zu
einem weiteren Mus, den Populismus. Auch der wird scheitern.
Vielleicht erst in ein paar Jahren, aber dann kommt eine
Katastrophe auf uns zu, die ich mir nicht ausmalen möchte, vor der ich Angst
habe und wo ich mir sage, „Scheiße, aber wir haben es nicht besser verdient.“
Nein.
Ich will momentan keine Revolution.
Mir fehlen die Ziele.
Und ich muss gestehen, dass wir in einem Staat und einer
Staatsform leben, in dem wir noch relativ viele Freiheiten haben. Das Grundgesetz
ist ja nicht verkehrt und diese Demokratie wäre eine Basis, um mehr Freiheiten
zu erreichen.
Leider geht es genau in die entgegengesetzte Richtung und da
versuche ich gegenzuhalten.
Mit meinen Fingern an der Tastatur.
Mehr kann ich nicht.
Freiheit.
Herrschaftslosigkeit.
In kleinen Bereichen, zum Beispiel bei indigenen Völkern
oder bei alternativen Lebensgemeinschaften hat es funktioniert.
Scheiterte allerdings oft auch fürchterlich.
Trotzdem: Ich darf doch träumen, oder?
Ich bin nicht erwachsen.
Ich laufe mit den Hunden über die Felder und freue mich.
Ich liebe die Frau meines Lebens.
Und ich scheitere bei den gesellschaftlichen und politischen Bewegungen in diesem Land und dieser Welt. Und resigniere.
Ich liebe die Frau meines Lebens.
Und ich scheitere bei den gesellschaftlichen und politischen Bewegungen in diesem Land und dieser Welt. Und resigniere.
Wäre ich erwachsen, dann wäre ich vielleicht Anarchist.
Mit allen Konsequenzen.
Wie immer die aussehen würden…
starker text
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