Dieser lange Herbst
(& irgendwie haben wir ja seit letztem September Herbst)
verabschiedet sich (hoffentlich) heute mit feuchten
Sturmböen
um ab Morgen den Sommer reinzulassen
& ich sitze an meinem Schreibtisch
höre Dritte Wahl &
tippe Kram
Vorfreude auf Mainz & gONZo
& klar ist das alles verrückt
aber
da ich scheinbar nicht der einzige Lyrik-Verrückte bin
& diese Facebook-Freunde so schnell reagierten
sitze ich nun übermorgen im Zug
um dann später in der Kneipe meinen Kram zu sabbern
& mit Freunden zu feiern
Habe ich schon mal erwähnt
dass dieses harte Leben voller Wunder sein kann?
Die Kartoffeln köcheln vor sich hin
& warten auf Claudia
Ich warte auch
& gucke aus meinem Fenster auf diesen trüben Tag
Ein Nachbar hat nen langen Fahnenmast
mit ner Schalke- & ner Ferrari-Flagge im Garten
& ich wünsche mir heftigere Sturmböen & erwäge ein
kleines Feuer
aber dann erinnere ich mich,
dass ich ja mal tolerant sein wollte…
außerdem habe ich mir sagen lassen,
dass man es sich hier auf dem Dorf
nicht mit den Nachbarn verscherzen sollte
Anyway
Ich gestehe:
Ich bin glücklich
Ich bin glücklich
Genieße die Hundegänge über die Felder
selbst bei scheiß Wetter
& bin stolz
dass meine Frau & ich bisher alle Widrigkeiten des
Lebens
überstanden haben
& unsere Liebe jeden Tag genießen dürfen
Dieses Leben jetzt
ist schrecklich schön
& das Beste,
was ich im Moment habe
Beim Nachmittagsgang wehen mich die Sturmböen dann beinahe
um
(leider nicht den Fahnenmast des Nachbarn)
& es ist unmöglich
während der Hunderunde zu rauchen
Vielleicht ein Vorgeschmack auf die lange Zugfahrt in zwei
Tagen
& da bin ich schon etwas nervös:
Ich hasse öffentliche Verkehrsmittel &
bin überzeugter Autofahrer &
lieber in vertrauten Kreisen
(und hasse es, über drei Stunden nicht rauchen zu können)
Neurotic Arseholes
grüßen vom Plattenteller
& erinnern mich an alte Zeiten &
das war schon geil & ganz anders als jetzt &
Jetzt ist auch geil
Nur manchmal
da fühle ich mich einfach alt & müde
aber
gerade in solchen Momenten ist es ja nicht schlecht
auf dem Land zu leben
& vielleicht n bisschen Ruhe zu finden
die ich mir verdient habe
Ruhe finde ich nicht beim Surfen im Internet
Ich bin ein Nachrichten-Junkie
& denke mir meinen Teil zwischen den Zeilen
Das ist nicht beruhigend
wirklich – überhaupt nicht
Zum Ausgleich dann wieder Musik
Ich liebe die alten Songs & Bands
& die, die nach den alten Helden klingen
Da bin absolut
konservativ
Vielleicht,
weil ich meinen Tinnitus mit Erinnerungen verbinde
& so meinen eigenen Sound finde
Die Abenddämmerung zieht auf
Primal Scream werden
von TV Smith abgelöst
So läuft das bei mir
Nebenan werden die Rollos runtergelassen
bei mir frühestens in einer Stunde
(oft lasse ich sie über Nacht aber auch offen...)
bei mir frühestens in einer Stunde
(oft lasse ich sie über Nacht aber auch offen...)
Draußen hat der Wind nachgelassen
Claudia liegt auf der Couch & telefoniert
& ich tippe im Internet diesen Kram &
Telefon oder persönliche Mails sind mir momentan zu anstrengend
& gleich gehe ich mit unserem Hund in die Nacht
Ich liebe das –
auch wenn es mich anstrengt
Graham Parker and the
Rumour dringen mittlerweile in meine Ohren
& mein Herz
Sie bringen mir Power
& zaubern ein Lächeln in mein Gesicht
Eben die Weisheit & Gelassenheit & Power der alten
Männer
That’s me
Claudia kommt nach ihrem Telefonat & umarmt mich
& Aron liegt zu meinen Füßen & Facebook ersetzt die
Kneipe &
mir geht es einfach nur gut
Vor ein paar Tagen rief mich meine Mutter an:
„Wie geht es dir?
Du sahst schlecht
aus beim Geburtstag deiner Schwester…“
Hey!
Mir geht es gut.
Mir geht es immer gut.
Alleine, dass ihr glaubt,
mir könnte es schlecht gehen,
ist doch ein Zeichen dafür,
wie gut es mir geht:
Vor Jahren ging es mir so schlecht,
dass niemand sich traute,
diese Frage zu stellen!
Ich lebe.
Ich liebe.
Mama –
mach dir keine Sorgen!
Und Ihr Euch auch nicht!
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