Dienstag, 2. Juni 2015

Erneute Grüße aus Ottenstein









Dieser lange Herbst

(& irgendwie haben wir ja seit letztem September Herbst)

verabschiedet sich (hoffentlich) heute mit feuchten Sturmböen

um ab Morgen den Sommer reinzulassen

& ich sitze an meinem Schreibtisch

höre Dritte Wahl &

tippe Kram



Vorfreude auf Mainz & gONZo

& klar ist das alles verrückt

aber

da ich scheinbar nicht der einzige Lyrik-Verrückte bin

& diese Facebook-Freunde so schnell reagierten

sitze ich nun übermorgen im Zug

um dann später in der Kneipe meinen Kram zu sabbern

& mit Freunden zu feiern



Habe ich schon mal erwähnt

dass dieses harte Leben voller Wunder sein kann?



Die Kartoffeln köcheln vor sich hin

& warten auf Claudia

Ich warte auch

& gucke aus meinem Fenster auf diesen trüben Tag



Ein Nachbar hat nen langen Fahnenmast

mit ner Schalke- & ner Ferrari-Flagge im Garten

& ich wünsche mir heftigere Sturmböen & erwäge ein kleines Feuer

aber dann erinnere ich mich,

dass ich ja mal tolerant sein wollte…

außerdem habe ich mir sagen lassen,

dass man es sich hier auf dem Dorf

nicht mit den Nachbarn verscherzen sollte



Anyway

Ich gestehe:
Ich bin glücklich

Genieße die Hundegänge über die Felder

selbst bei scheiß Wetter

& bin stolz

dass meine Frau & ich bisher alle Widrigkeiten des Lebens

überstanden haben

& unsere Liebe jeden Tag genießen dürfen


Dieses Leben jetzt

ist schrecklich schön

& das Beste,

was ich im Moment habe



Beim Nachmittagsgang wehen mich die Sturmböen dann beinahe um

(leider nicht den Fahnenmast des Nachbarn)

& es ist unmöglich

während der Hunderunde zu rauchen

Vielleicht ein Vorgeschmack auf die lange Zugfahrt in zwei Tagen

& da bin ich schon etwas nervös:

Ich hasse öffentliche Verkehrsmittel &

bin überzeugter Autofahrer &

lieber in vertrauten Kreisen

(und hasse es, über drei Stunden nicht rauchen zu können)



Neurotic Arseholes grüßen vom Plattenteller

& erinnern mich an alte Zeiten &

das war schon geil & ganz anders als jetzt &

Jetzt ist auch geil

Nur manchmal

da fühle ich mich einfach alt & müde

aber

gerade in solchen Momenten ist es ja nicht schlecht

auf dem Land zu leben

& vielleicht n bisschen Ruhe zu finden

die ich mir verdient habe



Ruhe finde ich nicht beim Surfen im Internet

Ich bin ein Nachrichten-Junkie

& denke mir meinen Teil zwischen den Zeilen

Das ist nicht beruhigend

wirklich – überhaupt nicht



Zum Ausgleich dann wieder Musik

Ich liebe die alten Songs & Bands

& die, die nach den alten Helden klingen

Da bin absolut

konservativ

Vielleicht,

weil ich meinen Tinnitus mit Erinnerungen verbinde

& so meinen eigenen Sound finde



Die Abenddämmerung zieht auf

Primal Scream werden von TV Smith abgelöst

So läuft das bei mir

Nebenan werden die Rollos runtergelassen
bei mir frühestens in einer Stunde
(oft lasse ich sie über Nacht aber auch offen...)



Draußen hat der Wind nachgelassen

Claudia liegt auf der Couch & telefoniert

& ich tippe im Internet diesen Kram &

Telefon oder persönliche Mails sind mir momentan zu anstrengend

& gleich gehe ich mit unserem Hund in die Nacht

Ich liebe das –

auch wenn es mich anstrengt



Graham Parker and the Rumour dringen mittlerweile in meine Ohren

& mein Herz

Sie bringen mir Power

& zaubern ein Lächeln in mein Gesicht

Eben die Weisheit & Gelassenheit & Power der alten Männer

That’s me



Claudia kommt nach ihrem Telefonat & umarmt mich

& Aron liegt zu meinen Füßen & Facebook ersetzt die Kneipe &

mir geht es einfach nur gut



Vor ein paar Tagen rief mich meine Mutter an:

 „Wie geht es dir?

  Du sahst schlecht aus beim Geburtstag deiner Schwester…“

Hey!

Mir geht es gut.

Mir geht es immer gut.



Alleine, dass ihr glaubt,

mir könnte es schlecht gehen,

ist doch ein Zeichen dafür,

wie gut es mir geht:

Vor Jahren ging es mir so schlecht,

dass niemand sich traute,

diese Frage zu stellen!



Ich lebe.

Ich liebe.



Mama –

mach dir keine Sorgen!



Und Ihr Euch auch nicht!








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