Oh Mann!
Ich kenne wenig blödere Tätigkeiten, als den Vorgarten zu harken und zu fegen.
Hier in Ottenstein scheint das eine der Hauptbeschäftigungen der Leute zu sein.
Alles muss Blätter- und Schmutzfrei sein. Nach außen hin
sauber. Die Beete unkrautbefreit und mit dem Zentimetermaß bepflanzt.
Am besten, dann noch mit einem Laubbläser arbeiten, ein
Nachbar benutzt sein dämliches Teil täglich. Wenn er schon nicht gesehen wird,
dann macht er sich wenigstens unüberhörbar nützlich. Wobei man über den Nutzen
eigentlich nur den Kopf schütteln kann.
Und jetzt hat es mich auch erwischt: Ich fege den Weg zur
Haustür, wohlwissend, dass es sonst die Schwiegermutter machen würde, die sich
momentan nur unter Schmerzen bewegen kann.
Ich komme mir erbärmlich bei dieser spießigen und sinnfreien
Tätigkeit vor. Aber was tut man nicht alles…
Überhaupt Vorgärten und Sein und Schein:
Jedes zweite Haus hat eine Gartenbank vor der Tür stehen.
Wahrscheinlich soll dies Gastfreundschaft symbolisieren und
zum Hinsetzen einladen.
Vorsicht! Das ist nur ein Symbol! Ich glaube, diese Bänke
wurden nie benutzt und in Wirklichkeit sind sie dafür auch nicht aufgestellt.
Die Gastfreundschaft existiert durch das Bild dieser Bank,
nicht durch die Offenheit der Bewohner.
Ansonsten werden in Ottenstein alle Feiermöglichkeiten und
Geselligkeiten ausgenutzt. Erster Mai (aber nicht als Tag der Arbeiter, die
sind hier im Münsterland nicht so angesehen…), Vatertag (na klar), Generalprobe
der Einweihung des Dorfparks, Einweihung des Dorfparks, Kirmes, Schützenfest,
Feuerwehrfest, Erntedank undundund.
Es wird gelästert. Es wird gesoffen. Es wird sich
präsentiert.
Es ist zum Kotzen.
Es ist zum Kotzen.
Nach außen sind die Menschen sehr freundlich und höflich.
Ich mag das.
Aber es nutzt nichts, wenn ich von allen Ureinwohnern freundlich begrüßt werde und trotzdem weiß, dass hinter meinem Rücken gelästert wird. Ich fühle mich fremd, werde als Fremder wahrgenommen und will gar nicht in diese falsche Gemeinschaft integriert werden.
Aber es nutzt nichts, wenn ich von allen Ureinwohnern freundlich begrüßt werde und trotzdem weiß, dass hinter meinem Rücken gelästert wird. Ich fühle mich fremd, werde als Fremder wahrgenommen und will gar nicht in diese falsche Gemeinschaft integriert werden.
Bei meinen wenigen Gesprächen mit Nachbarn erfahre ich, dass
der Eine über alle anderen ablästert. Ohne Ausnahme.
So.
Genug ausgekotzt.
Genug ausgekotzt.
Ich fühle mich generell wohl hier auf dem Dorf. Bin ja hier
hingezogen mit dem Wunsch, meine Ruhe zu finden. Und da bin ich auf dem
richtigen Weg.
Ich mag das Dorf, ich liebe die Felder und die Landschaft.
Täglich sehe ich, wie der Mais wächst. Ich stelle fest, dass
die Mohnblüten nur morgens oder im Schatten in voller Blüte stehen, bei
Sonnenschein schließen sich die Blütenkelche.
Und das Blau der Kornblumen kann ich nicht in Worte fassen.
Ich habe keine Ahnung, wann welches Getreide gepflanzt oder
geerntet wird. Trotzdem betrachte ich die Felder, als wären sie ein Teil meines
Lebens.
Auf den kleinen Landstraßen entdecke ich überfahrene
Maulwürfe, auf den großen Landstraßen geplättete Hasen, Rebhühner und Fasanen.
Traurig. Aber auch ein Zeichen, dass es noch einige dieser
Viecher geben muss…
Und dieser Horizont! Dieser Himmel! Diese Ruhe!
Schön…
Ich bin angekommen.
Und so langsam finden wir unseren Rhythmus, zumal Claudia
jetzt eine befriedigende und korrekte Arbeitsstelle gefunden zu haben scheint
(ich formuliere mal vorsichtig…).
Unsere Fürsorge für die Schwiegermutter nervt manchmal und
kann anstrengen, aber wir ernten gesundheitliche Erfolge und viel Anerkennung
und Liebe. Und Claudia braucht das und ich mag das. Scheiß auf die
Begleiterscheinungen!
Ein Durchschnittstag von mir sieht zum Beispiel so aus:
8.30 Uhr:
Ich stehe auf. Begrüße Claudia, die sich voller Hektik zur
Arbeit fertig macht und eine Umarmung braucht, ansonsten aber keine Störung.
Ich nehme mir einen Kaffee, rauche den Tag an und verabschiede meine geliebte
Frau.
Dann gucke ich, ob unten bei der Schwiegermutter alles in
Ordnung ist.
9.45 Uhr:
Ein zweiter Kaffee, noch zwei Zigaretten, dann gehe ich mit
dem Hund raus.
Aron rennt über die Felder und schnüffelt und ich genieße.
10.45 Uhr:
Ich frühstücke. Ein Brötchen – eine halbe Stunde mindestens.
Nahrungsaufnahme ist bei mir immer noch langwierig und
anstrengend.
11.45 Uhr:
Haushalt, Hausarbeit, Kochen, all so ein Kram.
Dabei immer mal unten vorbeischauen.
Und natürlich im Compi nach Neuigkeiten surfen.
14.30 Uhr:
Warten auf Claudia. Gemeinsames Mittagessen. Entspannen (vor
allem für sie…).
Dann den Verband der Schwiegermutter erneuern.
16.00 Uhr:
Erneuter Gang über die Felder. Mindestens fünfundvierzig
Minuten.
Danach wenn nötig ein gemeinsamer Einkauf.
Und Kram.
Und vielleicht im Garten liegen.
19.00 Uhr:
Schreiben, Surfen, Compikram. Musik hören.
Der Abend wird eingeleutet. Ich gestehe, meistens besteht er
aus der Glotze oder ich sitze an meinem Schreibkram während Claudia mit
Freundinnen telefoniert.
22.45 Uhr
Eine kurze Runde mit Aron, eine Gute Nacht Zigarette und
dann Ab Ins Bett.
Meine Tage sind erfüllt.
Schreiben, Lesen, Musik, …: Da kommt ja noch einiges hinzu.
Es ist okay.
Und dann wären da noch 6 musikalische Neuerscheinungen, über
die ich schreiben möchte:
Franz Ferdinand & Sparks
Wirtz
James
Taylor
Desaparecidos
Sun Kil
Moon
Konstantin Wecker
Und 6 Bücher, die ich gerade lese und über die was schreiben
sollte:
Christoph Kleinhubbert: “alles auf einmal“
Lütfiye Güzel: „hey anti-roman“
Lütfiye Güzel: „hey anti-roman“
Sven-Andre Dreyer: „Kleiner Vogel Tod“
Ralf Preusker: „privatsachen“
H.-P- Gansner: „superherz“
Roland Adelmann: „Bier im Frühstück Tschernobyl im Arsch“
Aber dieser/dieses Blog ist eh schon lang genug.
Vielleicht im Laufe der nächsten Woche.
Vielleicht im Laufe der nächsten Woche.
Je nach Bock und Muße…
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