Der September wird der Monat des Leonard Cohen.
I’m your Man – Monat sozusagen.
80 Jahre wird der gute Mann am 21.09.
Eine neue Platte erscheint am 19.09: Popular Problems. Und die Vorabveröffentlichung „Almost Like The
Blues“ ist klasse. Knüpft irgendwie an „Old
Ideas“ an. Auch wenn das
Plattencover fürchterlich hässlich ist, die Platte scheint toll zu werden.
Eine Platte mit deutschsprachigen Coverversionen kommt wohl
ebenfalls am 19ten (Poem).
Und am 01.09. erscheint im wunderbaren MaroVerlag (unter
anderem die fantastischen Bukowski Sachen) ein weiteres Buch über das bisherige
Leben und Wirken Cohens:
Thomas Kraft: Cohen.
Es gibt unzählige Bücher über (und von) Cohen.
Dieses ist ein schönes und günstig zu erwerbendes (10 €) über
den Meister.
Kraft ergründet das Werk des Dichters und Sängers und
erzählt gerafft vom Leben dieses großen Mannes. Für Cohen Fans nicht wirklich
Neues, aber die klugen Formulierungen und die spürbare Ehrfurcht vor Cohen sorgen
dafür, dass ich dieses Buch in einem Rutsch durchlese und mich dabei sehr gut
unterhalten fühle.
Krafts Würdigung reißt manche Aspekte des Lebens und Werkes
Cohens nur an, mehr geht auch nicht in so kurzer Form. Und so wird der Leser
neugierig, wie es wirklich mit dem finanziellen Desaster und dem Streit mit
Cohens Managerin war, wie sehr der Buddhismus Cohen beeinflusste, was im
Chelsea Hotel alles passierte undundund.
Ein hervorragender
Aperitif um in Werk und Leben des großen Mannes einzusteigen.
Backgroundmusik egal, Hauptsache Cohen.
Eine kluge und umfangreiche Zeittafel, ausführliche Bibliografie
und Diskografie machen dieses Buch
zusammen mit klasse Fotos zu einer gelungenen Würdigung des Meisters, für
Einsteiger und Fans gleichermaßen lohnend.
Mein Lieblingssatz:
„Und Paul Body, Türsteher im legendären Club Troubadour in West Hollywood, meinte,
dass „der einzige Typ, der hübschere Frauen anzog als Leonard Cohen, Charles
Bukowski gewesen war“.“
Ich stelle gerade fest, dass ich in meiner iTunes-Sammlung
25 Alben von Cohen gespeichert habe. Viele Bootlegs dabei, ich bin eben immer
noch Jäger und Sammler.
25 Alben (ab 19.09. sind es dann 26) in 80 Jahren finde ich
okay.
Ich habe nur 6 Bücher von und über Leonard Cohen, da ist
also noch Platz in meinem Bücherregal. Cohen vom MaroVerlag gehört dazu.
Am 26.10.2013 hatte ich das Vergnügen, Leonard Cohen live
erleben zu dürfen.
Ich war hin und weg.
Hier nochmal meine Konzerteindrücke:
Ich war müde, eigentlich mein
Dauerzustand seit Januar. Ich war genervt, Dauerzustand seit Dezember. Ich
hatte keine Lust, aber trotzdem ne positive Erwartungshaltung.
So stritt ich noch n bisschen mit
meiner Frau, umarmte sie, bevor ich losfuhr und packte dann Petra und Arne ein
und wir machten uns auf den kurzen Weg nach Oberhausen.
Einen annehmbaren Parkplatz fanden wir
ohne Probleme und als wir endlich unsere Plätze in der König-Pils-Arena
(Richtig: Ekelhaft!) gefunden hatten, stellten wir fest, dass wir absolut
genial im ersten Block des Innenraums saßen. Nur sieben Reihen von der Bühne
entfernt.
Alles stressfrei. Schön.
Das Publikum war alt. Endlich fiel ich
mal nicht besonders auf (okay, die Krebsnarben kann ich nicht verbergen). Ich
behaupte mal, dass massig Lehrer und Alt-68er im Publikum waren. Lässt sich bei
Leonard nicht vermeiden, ist auch okay. Es waren auch massig Sekretärinnen da
und ich fühlte mich an meine Robbie Williams Konzerte erinnert (damals, als er
noch gut war – ja, ich gestehe!). Trotzdem: eine angenehme, offene Atmosphäre.
Nach netten Ansagen in Form eines
Countdowns ging es dann pünktlich (c.t.) los. Und die Band und Leonard betraten
die Bühne.
„Ich weiß nicht, ob wir uns noch mal wiedersehen. Aber ich weiß, dass wir heute Abend unser Bestes geben werden!“
Zu Beginn eine der wenigen Ansagen Cohens. Und er und die Band hielten das Versprechen.
„Ich weiß nicht, ob wir uns noch mal wiedersehen. Aber ich weiß, dass wir heute Abend unser Bestes geben werden!“
Zu Beginn eine der wenigen Ansagen Cohens. Und er und die Band hielten das Versprechen.
Die Bühne: links (vom Publikum aus) die
Mikros für die drei Hühner. Dahinter das Keyboard (schön oldschool) und mittig
das Schlagzeug, davor stand der Bassist drei samtbezogene Stühle für den
Gitarristen, den Geiger und den Lead-Bandourriaisten (schwierig: er spielte
alles Mögliche…). Leonard hatte das Mikro in der Hand und beherrschte alle
Zwischenräume. Ein farbloser Vorhang wurde durch Lichteffekte immer passend
eingefärbt. Dezent tauchten ab und zu Grafiken von Leonard auf. Der Bühnenboden
war mit Teppichflies überzogen, für die Knie von Leonard eine Wohltat. Alles in
allem schlicht aber wunderschön und immer der Stimmung angepasst. Weniger kann
mehr sein!
Die Band: Oft (vielleicht zu oft) zog
Leonard den Hut vor seinen Mitstreitern. Manchmal kniete er vor einem Solo vor
dem Musiker. Sie hatten es ohne Ausnahme verdient!
Roscoe Beck am Bass passte einfach.
Spielte solide, einfach und schön. Sein Meisterkönnen blitzte ab und zu auf,
aber er hängte es nicht raus.
Ebenso Rafael Gayol an den Drums. Zurückhaltend,
absolut passend und trotzdem: ein unbestrittener Meister, der es nicht nötig
hat, das rauszuhängen.
Neil Larsen an den Keyboard war wohl
auch klasse. Ich kann das nicht beurteilen, da ich Keyboarder nicht mag und mir
die Schweine-Orgel auf den Keks geht. Aber er war okay.
Mitch Watkins an der Gitarre spielte
schon 79/80 mit Leonard live. Ich fand ihn einfach nur superklasse!
Alexandru Bublitchi passte genial und
machte an seiner Violine einen super Job, der den Sound beflügelte.
Javier Mas spielte hauptsächlich ein
zwölfsaitiges gitarrenähnliches Teil und Mandolinen.
Bandurria heißt das griechische Teil. Ich habe
es bei Wikipedia nachgeguckt. Der Mann ist klasse. Seine Solos sind toll (wenn
auch zu oft und zu lang) aber seine wahre Klasse entwickelt sich während den
Gesangsparts, wo er akzentuierte und die Akkorde füllt.
Die Hühner?
Sharon Robinson gehört seit Jahrzehnten zu Cohen. Und besorgt Gänsehäute. Sie ist absolute Oberklasse. Und passt. Und hält sich zurück und gewinnt dadurch.
Sharon Robinson gehört seit Jahrzehnten zu Cohen. Und besorgt Gänsehäute. Sie ist absolute Oberklasse. Und passt. Und hält sich zurück und gewinnt dadurch.
Die Webb Sisters können singen. Okay.
Ich persönlich hätte gerne auf sie verzichtet. Aber das liegt an meiner
persönlichen Abneigung gegen Hühner und soll nicht gegen ihre Qualität
sprechen.
Alles passt zusammen.
Und in der Mitte der große alte
Meister, der seinen Hut zieht und die Fäden der Band verbindet. Göttlich!
Ich habe noch nie so lange über eine
Band geschrieben. Sie haben es verdient.
Der Meister, the Man himself war
Leonard.
Wie seine Band strahlte er Ehrfurcht
vor den Melodien und der Poesie aus. Spielte ironisch mit seinen
Alterserscheinungen und präsentierte seine Meisterwerke. Und packte uns alle im
Publikum. Während ich dies hier tippe höre ich die Live-Aufnahme von ihm von
1970 (Isle of Weight) und seine Stimme hat zugelegt: ist tiefer geworden, kann
nicht mehr in die Höhen gehen, hat aber eine Tiefe, die berührt und
ihresgleichen sucht.
Scheiß drauf, ob die moderne
Soundtechnik da einiges geradebügelt: Es geht in die Seele, geht ins Herz,
berührt.
Oft kniet Leonard. Manchmal tanzt er.
Immer ist er mit voller Seele dabei. Über drei Stunden.
Und wir – das Publikum – sind
ergriffen.
Die Songs werden meisterlich
präsentiert. Ich hatte Angst vor „Suzanne“, musste dann aber feststellen, dass
meine Ergriffenheit nicht aus den Erinnerungen, sondern aus dem Stück selbst
entstand. „Heart with no compenion“ wurde als reiner Country-Song präsentiert
und ich kriegte das Grinsen nicht aus meinem Gesicht. „The Partisan“:
Wunderschön. „Lover,Lover,Lover“: Ja – Ich war auf einem Rockkonzert!
Gigantisch! „First we take Manhattan“: Forget alle Coverversionen! Gänsehäute!
„So long Marianne“ kenne ich in besseren Versionen, werde aber zum Schluss mit
einer unschlagbaren Fassung von „I trie to leave you“ belohnt.
Ich kann es nicht in passende, würdige
Worte fassen. Ich hoffe, ihr versteht mich trotzdem.
Irgendwann – viel zu schnell – sind
drei Stunden vorbei.
Die Halle steht und applaudiert ohne
Ende.
Ich bin platt, aber begeistert.
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