Break.
Herbstanfang. Kalt. Ein toter Dienstag.
Das Internet ist eine feine Sache. Schon vor dem
Erscheinungstermin kann man sich die meisten CD-Produktionen anhören und dann
entscheiden, ob man das wirklich haben will.
Zum Beispiel heute:
- Die neue Jack Johnson verliert. Glatt produziert, weich
gespült. Wirkt überhaupt nicht mehr.
- Mark Lanegan enttäuscht da sogar noch mehr. Scheißenglatt.
Geht gar nicht. Dabei ist die Stimme und der Typ ansonsten immer ganz weit
vorne bei mir…
- Die neue Kings of Leon ist natürlich ein Muss für mich.
Und geht sofort gut nach vorn. Massig Gitarren. Treibender Bass und rhythmisches
Schlagzeug. Knarziger Gesang. Schöne Melodien. Braucht es mehr?
Die Scheibe gefällt, auch wenn es nicht unbedingt ein Meisterwerk ist.
Die Scheibe gefällt, auch wenn es nicht unbedingt ein Meisterwerk ist.
- Metallica haben eine Live-Aufnahme auf den Markt
geschmissen. Meine Lieblingssongs sind alle drauf. Also? Ich lasse sie beim
Staubsaugen laufen. „One“, „Nothing Else Matters“ und „Enter Sandman“ hauen
mich um: die Energie dieser Songs gewinnt auf der Live-Aufnahme. Und die
Gitarrenwichserei hält sich zum Glück in Grenzen. Damit haben mich Metallica
nämlich oft genervt.
Im Moment habe ich sogar das Gefühl, dass diese Live-Aufnahme mein Herbstfavorit werden könnte. Göttin! Ausgerechnet Metallica!
Ist das ein Zeichen von wachsender Demenz?
Im Moment habe ich sogar das Gefühl, dass diese Live-Aufnahme mein Herbstfavorit werden könnte. Göttin! Ausgerechnet Metallica!
Ist das ein Zeichen von wachsender Demenz?
- Sting hat eine neue CD. Ich bin skeptisch. Ich bin mit den
ersten Police-Alben aufgewachsen, fand Stings ersten Solo-Sachen klasse. Und
konnte ihn dann irgendwann nicht mehr hören. Und jetzt ein neues Album des mittlerweile
alten Sängers, der nicht mehr rockt. Aber das dritte Stück lässt mich schon
aufhören - jazzig, swingend, gar nicht so schlecht. Viele Seemannslieder, viele
Balladen, alles sehr langsam. Aber ich denke, es könnte funktionieren. Tut es
aber im Moment bei mir nicht. Übrigens genau wie die neue Elton John. Die ist
ziemlich stark auf sein Klavier fokussiert und das ist schon klasse. Aber eben
nicht im Moment…
- Rise Against haben wohl auch ein „neues“ Album. Ne
Raritätensammlung. Wäre beinahe an mir vorbei gegangen. Ich bin kein großer Fan
der Band, aber ich muss gestehen, dieses Album macht Spaß.
Dazu kommt dann noch die neue Elvis Costello (geil!), die
neue William Grant Conspiracy (schön!), noch ne Ärzte-Live-Aufnahme
(umfangreich, spaßig!) und die fantastische neue Scheibe von Placebo.
Und in einer Woche die neue New Model Army: Between Dog And
Wolf.
Eigentlich viel zu viel Musik.
Ein Gefühl der Übersättigung droht.
Früher war mehr Lametta: Ich musste erst zum Plattenladen,
hörte da vielleicht kurz rein und musste mich dann für ein, höchstens zwei
Scheiben entscheiden, da ich nicht genug Kohle hatte. Zuhause konnte ich es
dann nicht erwarten, die Sachen auszupacken und anzuhören. Heute klicke ich
mich durch das Internet, entscheide mich dann und klicke auf den nächsten Link,
bis ich dann irgendwann die CD in der Post habe. Bis dahin habe ich sie mit
Sicherheit schon oft gehört, so dass das CD-Erlebnis kaum noch wirkt.
Jammern auf höchstem Niveau, ich weiß. Anstatt die heutigen
Möglichkeiten zu genießen.
Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die Musik durch die
Übersättigung an Stellenwert bei mir verliert. Und das wäre eine Katastrophe!
Ach ja. Mit obiger Musikbeschreibung habe ich dann auch
beinahe den heutigen Tag beschrieben.
Haushalt, Essen, Hundegänge und das gemeinsame Leben mit
Claudia, die mich Musik hören lässt und sich in Bügeln und Telefonate flüchtet.
Neue Musik höre ich am liebsten laut und erst mal alleine.
Eben intensiv.
Dazu kommen dann momentan noch (ur-)alte Aufnahmen meiner
damaligen Band.
Mein Freund und Mitstreiter Thomas brachte mir am Wochenende
Aufnahmen aus dem Archiv. Und ich höre und staune:
Wir waren nicht schlecht!
Wirklich nicht!
Der Sound ist zwar scheiße, aber wir hatten verdammt
Potential und die Songs waren stimmig, gingen ab, hatten Feeling. Ich verlinke mal
ein Beispiel, dass ich gleich auf YouTube hochlade:
http://www.youtube.com/watch?v=gQRW0g8FeBk&feature=share
Okay.
Auf meinem fünfzigsten Geburtstag spielen wir noch mal. Ich
habe sogar einen Ersatzsänger für mich gefunden.
Ich singe nur noch im Herzen.
Aber da bin ich umso lauter…
Meine Fellweste (don’t panic: Kunstfell) hat heute ihren
ersten Herbsteinsatz. Ich friere. Und werde auch meine dicken Wollsocken wieder
auspacken.
Schal, Handschuhe und Mützen müssen noch etwas warten.
Obwohl: lieber scheiße aussehen, als sich scheiße fühlen.
Und ich habe halt nicht viel zuzusetzen.
Meine Atemwege, soweit man überhaupt noch davon sprechen
kann, sind völlig verschleimt. Abhusten und ausrotzen funktioniert nicht. Das
wird mich wahrscheinlich bis zum Frühling begleiten. Egal. Scheiß drauf.
Noch weigere ich mich, die Heizung aufzudrehen. Kerzen
spenden Wärme. Und Licht: schon um halb acht Abends wird es dunkel – Herbst eben.
Sonntag wird gewählt.
Dann ist endlich der ganze Scheiß davor vorbei.
Und unsere Auswanderungspläne wahrscheinlich wieder einen
Schritt wahrscheinlicher (obwohl sie unwahrscheinlich bleiben…).
Kein weiterer Kommentar dazu.
Irgendwie fließt es nicht so richtig aus meinen Fingern.
Es gibt schließlich auch ein Leben neben dem Schreibtisch.
Und das hat mich im Griff.
Wünsche, Träume, Zukunft.
Gegenwart.
Alltagssorgen und Liebe.
All das.
Mir reicht es für heute…
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