Montag, 2. September 2013

Sommerlochrückblickgedankenbrei - ein Gedicht als Werbung



Das passende Gedicht zum Sommerende. Aus dem Gedichtband „Extraball-Prosaische Gedichte“ von 2013. Verlegt beim Acheron-Verlag und entweder dort (www.acheron-verlag.de) oder bei mir (hermann.borgerding@gmail.com) zu bestellen:



Sommerlochrückblickgedankenbrei


Dankeschön
für gar nix
Nein
Es hat nicht geschmeckt
mit dem Service bin ich auch nicht zufrieden
Okay
wir können aufrunden
(bei 9,95€ ist das schon mal drin…)

Mitten im Sommerloch
sollte ein Mann Löcher stopfen
Damit habe ich schon mal den Sexismuspart erfüllt

Draußen knallt die Sonne bei einem erfrischenden Wind
Drinnen Bob Dylan und der Schreibtisch

Warum ist es so schwierig
über Glück und Harmonie zu schreiben?
Als Dichter hat man es leichter
wenn man unglücklich und einsam ist
dabei:
Glück und Harmonie ist doch nicht belanglos!

Zum Beispiel dieser geile, fette Vollmond
und diese laue Sommernacht
und zum Glück kann ich jetzt wenigstens von meiner Zigarette schreiben
die ich währenddessen rauche
um den Kitsch ein wenig zu brechen

Die klugen Sprüche und Verse
sind meist nicht von mir
Ich klaue sie unbewusst
habe sie irgendwo gehört oder gelesen
und übernommen
Machen wir das nicht alle so?

Ein Glas Merlot zur Belohnung
für einen guten Text
Heißt das
dass ich bei einem schlechten Text
n Glas Tomatensaft trinken muss?

Ich versuche das Wort „alt“ zu vermeiden
aber wenn ich über mich schreibe
tippen meine Finger automatisch diese Buchstabenkombination
Außerdem:
„müde“, „krank“, „irgendwie“
Aber auch
„wundervoll“, „Liebe“, „Leben“ und „Hoffnung“
Vielleicht sollte ich diese Wörter einfach mischen
und den Zufallsgenerator benutzen

Hier im Ruhrpott
ist der Himmel nicht so blau
wie an der Algarve
und das Gras ist nicht so grün
wie in Ostfriesland
Und das Meer
ist hunderte Kilometer entfernt
Trotzdem
Hier ist Heimat

Hier im Ruhrpott
fehlt es überhaupt nicht an Reichtum
Bloß die Verteilung ist einfach scheiße
und
die Schere geht immer weiter auseinander
bis sie irgendwann bricht

Ich will Liebesgedichte schreiben
die Sonne, die Wolken, der Mond, die Sterne
Kinderlachen und all so n Scheiß
Ich will eine rosarote Brille und Scheuklappen
und gute Betäubungs- und Schmerzmittel
Ich will glücklich sein
Hau weg den Scheiß!

Natürlich und selbstverständlich geht eh alles den Bach runter
Da bin ich ziemlich sicher
Insgeheim ertappe ich mich manchmal dabei
es gar nicht mehr erwarten zu können
Dann haben wir die Scheiße wenigstens hinter uns
aber eigentlich
bin ich kein Untergangsprediger

Ich schütte das Sommerloch zu
und fülle meine Tage mit den Alltagsaufgaben
und massig Schreiberei
Ich lese die Nachrichten wieder aufmerksamer
und lasse es direkt wieder bleiben
weil ich merke
wie sehr sie mich aufregen und ablenken
von den wichtigen Sachen des Lebens

Ich habe meine Frau und unsere Hündin
Wieso sollte ich mich da über Merkel und Co. aufregen

Und so beginne ich dann den Herbst
wieder einmal
voller Zuversicht







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