Donnerstag, 14. Juni 2012

Über Freunde 1 / und eine kaputte Telekomleitung



Aus einem Kommentar zu meinen Blogs:

„Eine Frage: Könntest du in einem deiner kommenden Blogs einen Ratgeber-Text aus deiner Sicht zum Thema Freundschaft schreiben, inklusive Freunde gewinnen, Freunde behalten. Ich könnte da dringend Hilfe gebrauchen. Ich habe nämlich keine und hätte so gerne wenigstens einen (von einer Frau/ Freundin ganz zu schweigen, das bleibt wohl ewig ein Traum). Du scheinst Experte in Sachen Freundschaft zu sein. Deinen Texten entnehme ich, dass du viele echte und enge Freunde hast.“
Nein. Ich bin kein Experte und ein äußerst schlechter Ratgeber. Ich finde nämlich, jeder muss seinen eigenen Weg finden. Und der ist nicht selten schmerzhaft.
Aber Schmerzen sind dazu da, ertragen zu werden. Und wer es leicht haben will, der hat schon verloren. BlaBla.
Ich habe viele echte und enge Freunde. Und die haben mir geholfen  zu überleben, die helfen mir zu leben.
Keine Ahnung, ob oder wie ich die verdient habe. Vielleicht ist es wie ein Lotteriegewinn und ich habe einfach fürchterliches Glück gehabt. Eigentlich bin ich bei meinen Freunden und Freundinnen in einer fürchterlichen Bring-Schuld. Aber die werde ich nie einlösen können. Und darum geht es ja auch gar nicht bei Freundschaften, da ist kein Aufrechnen, da ist einfach Freundschaft.
Oder so.

Meinem besten Freund habe ich folgenden Text gewidmet (erschien schon mal vor zwei Jahren hier im Blog…):


Warm ums Herz
Für Thomas

Der Typ ist mindestens ein Gedicht wert, aber er mag keine Gedichte. Außerdem ist diese Seite für einen Wettbewerb, der eine Ein-Seiten-Story verlangt. Also.
Früher wurden wir immer für Brüder gehalten. Und er wurde als mein jüngerer Bruder angesehen. Dabei ist er drei Jahre älter. Fuck.
Mittlerweile sehe ich aus, als könnte ich sein Vater sein, aber das ist eine andere Geschichte und die hat mit Krankheit zu tun und da wird mir nicht warm, sondern furchtbar kalt ums Herz. Deshalb gibt es die hier nicht.
Ich könnte Romane mit den Geschichten unserer Freundschaft füllen. Ich sollte ihm ein Denkmal setzen, so oft, wie er mir schon den Arsch gerettet hat.
Über zwanzig Jahre geht das schon so. Unsere Geschichten waren früher voller Suff und Chaos, sind immer noch voller Musik und Rock’n’Roll. Laurel und Hardy. Statler und Waldorf aus der Muppet Show. Die Glimmer Twins. Männerfreundschaft ist eh durch nichts zu ersetzen.
Zum Beispiel dieser Tag am Meer in Holland. Wir waren mit anderen Freunden zu Pfingsten zelten (Tradition verpflichtet) und setzten uns zum Frühschoppen in die Doorpstaverne. „Vier Pils und vier Bessen“ war der Beginn einer tödlichen Zecherei. Jeder bestellte eine Runde, dann ging der Kreis von vorne los, dann schwamm irgendwann der Tisch und aus den Boxen tönten Oldies, die uns das Trinken erleichterten. Stunden später, die Einheimischen guckten uns amüsiert und verwundert an, torkelten wir alle dann doch an den Strand, den wir eigentlich viel früher aufsuchen wollten. Es endete damit, dass ich baden ging. Und danach im Parka für Drogenfotos posierte. Ich erinnere mich äußerst verschwommen daran, aber leider gibt es Beweisfotos.
Oder 10 Jahre später beim Stones-Konzert. 15 Jahre später bei U2. Und all die anderen Konzerte. Nicht zu vergessen, unsere eigenen Sessions und Auftritte mit unserer Band.
Oder 17 Jahre später. Zusammen am Strand in Arcachon.
Oder 22 Jahre später. Und Thomas an meinem Krankenbett mit einem Kloß im Hals.
Oder 25 Jahre später. Und Thomas hat einen hochroten Kopf und kann sich kaum auf den Beinen halten aber diesmal ist es nicht Alkohol, sondern eine Grippe. Und er trägt einen Anzug und verheddert sich, während er mir den Ring überreicht, den ich meiner Braut mit einem klaren „Ja. Ich will.“ überstreife.
Tausend Geschichten, keine einzige passt auf eine Seite. Oft verstehen wir uns ohne viele Worte, viele Sachen müssen gar nicht mehr ausgesprochen werden, klären sich durch Blicke. Und dann nicken wir beide. Oder lachen. Je nachdem.
Meine Frau sagt, wir würden uns wie Zwillinge benehmen. Aber so alt wirkt er noch nicht.
Das hier ist für meinen Freund, den alten Sack, er wird es als sentimentales Geschwafel abtun.

Ja. So in der Art.
Da kommt mit Sicherheit noch mehr, aber das sollte erst mal reichen.

Diese Idioten, die genau gegenüber ein Haus bauen, haben eine Telekom-Leitung gekappt. Scheiße!
Kein Festnetz und kein Internet! und kein Vodafone-TV!
Wie wir die Telekom kennen wird das heute nicht mehr repariert. Ich bin sauer.
Jammern auf hohem Niveau. …
Ich habe ein Handy, über das ich erreichbar bin und mit dem ich telefonieren kann und ich habe einen Internet-Stick für mobiles Surfen und für Notfälle. Also ist es eigentlich scheißegal. Trotzdem nervt es tierisch.
Und dass das nervt, macht mich betroffen.
In Syrien werden Kinder zu Kriegsopfern, Hartz IV killt Menschen hier bei uns, ich lebe in meinem speziellen Krebs-Bonus-Programm. Warum kann so ein Pipi-Kram verdammt nochmal mich nerven?!

Mich nervt momentan eh einiges, was eigentlich nicht der Rede wert sein sollte.
Kassen-Steherei, Sparkassenkram, Rentenscheiß und all so was…
Mensch, dabei könnte das Leben doch so schön sein!

Keine Ahnung.
All diese kleinen Nervereien türmen sich.
Sind Alarmzeichen, das irgendwas nicht in Ordnung ist.
Vielleicht geht die Welt unter.
Oder nur ich.

Ich bin rastlos.
Unruhig. Unzufrieden.
Ich weiß nicht, warum.

Mittlerweile über 30 Stunden ohne DSL-Leitung und ohne Telefon. Fuck.
Bin ich Internet-süchtig?
Nein. Eigentlich nicht. Aber ich will es nutzen können, wann ich will. Ich will bei Facebook reingucken, meine Mails checken und neue Blogeinträge verbrechen.
Und der Web-Stick ist teuer und langsamer.
Außerdem bin ich ein Telefon-Junkie. Wer weiß, welcher wichtige Anruf in den letzten dreißig Stunden nicht durchgekommen ist (wahrscheinlich nur verbotene Telefonwerbung oder Meinungsumfragen…)!

Nach 33 Stunden steht jetzt wieder die Leitung. Hurra!
Erst mal mit zwei Freunden telefonieren und dann der obligatorische Anruf bei Muttern. Und jetzt Computer.


Kein Fußballkommentar! Versprochen!


Und trotz EM und Telekomleitung ist mein Output immer noch ziemlich hoch…
Gute Nacht!




2 Kommentare:

  1. Zwei Freunde anrufen, wenn einem danach ist, zwei Menschen, die nicht genervt sind und einen abwimmeln, wenn man sie anruft (die sich sogar über den Anruf freuen), das klingt wundervoll.

    Dazu noch ein bester Freund, wie du ihn beschrieben hast, das ist wahres Glück.

    Ich würde mich freuen, wenn du ab und zu von deinen Freunden und euren gemeinsamen Treffen hier berichtest. Das wäre schön.

    AntwortenLöschen
  2. Ja. Das ist wahres Glück. Und ich bin dankbar (wem oder was auch immer). Und wünsch Dir auch einen Teil davon...

    AntwortenLöschen