Montag, 11. Juni 2012

Fußballfieber


Fußballfieber

Manchmal bin ich konservativ. Wertkonservativ – und alles, was alt ist und Tradition hat, muss ja nicht schlecht sein.

Zum Beispiel beim Fußball:
Ich persönlich würde ja am liebsten die alten Lederbälle sehen. Mit schwarz-weißen Flecken, im Idealfall sogar abgewetzt. Mit solchen Bällen haben wir als Kinder gespielt, manchmal waren sie eher eierig statt rund. Aber es war geil, diese Dinger zu treten.
Okay. Mittlerweile habe ich mich an die hochentwickelten Dinger gewöhnt. Die haben ne andere Flugbahn, sind schneller, lassen sich von den Torhütern schlechter festhalten. Aber das Spiel ist eh schneller geworden und somit ist das schon okay.

Eine Sache geht gar nicht:
Diese hässlichen bunten und grellen Fußballschuhe sind eine Beleidigung für das Auge jedes Fußballfans!!!
Fußballschuhe sind Arbeitsgeräte und keine Model-Treter. Grelles Orange, ekliges Hellblau oder Augenkrebs auslösendes Pink sind einfach nur hässlich, albern und zum Kotzen!
Ein Messi darf das vielleicht. Meinetwegen sogar goldene Schuhe. Aber ein normaler Fußballer sollte auch normale Schuhe tragen!
Und die müssen halt schwarz sein, mit weißen Streifen. Es gibt Sachen, die müssen eben erhalten bleiben!
Ich verkneife mir jetzt Äußerungen, die homophob erscheinen könnten. Ich versuche, mir frauenfeindliche Sprüche zu verkneifen, aber diese bunten Schuhe würden zum Frauenfußball passen – und Frauenfußball hat bekanntlich mit Fußball wenig zu tun.
In Bochum gab letzte Saison einen Fußballer, der mit seinen grell orangenen Schuhen auffiel und ansonsten katastrophal über den Platz stolperte.
Je auffallender die Schuhe, desto schlechter der  Spieler. Ich weiß, das stimmt nicht immer. Aber die Vermutung findet häufig Bestätigung…
Und ich habe Alpträume von Fußballschuhen mit Pfennigabsätzen statt mit Stollen.
Nee!!! Bitte nicht!!!

Ansonsten hat die EM angefangen. Und mich natürlich voll im Griff.
Ich habe auch schon meine zwei absoluten Hass-Spieler entdeckt: Gomez und Robben.
Der Deutsche trabt lustlos über den Platz, beschimpft seine Mitspieler und jede Entscheidung des Schiedsrichters, foult hinterlistig und lässt sich theatralisch fallen. Macht aber dann doch das entscheidende Tor.
Der Holländer hat eigentlich alles, um ein riesiges Fußballgenie zu werden. Aber er dribbelt sich fest, sieht seine Mitspieler nicht, beschimpft jede Entscheidung des Schiedsrichters. Und hat dann auch noch Pech. Das gönne ich ihm.

Ich fühle mich an meine Kindheit und Jugend erinnert. Da hatten wir immer solche Spieler. Und ärgerten uns meistens maßlos über diese egoistischen Ärsche.
„Erster Alles!“ schrien die immer sofort. Egal, ob Eckball, Freistoß, Elfmeter oder Einwurf. Irgendeine Sache davon konnten die auch. Aber eben nicht alles.
Während die anderen sich den Arsch aufrissen und den Platz beackerten warteten diese Schönspieler auf den Ball. Und fummelten sich dann fest oder verbaselten den Abschluss. Oder trafen auch schon mal. Für solche Spieler war Fußball Selbstdarstellung, kein Mannschaftssport. Schon komisch, dass diese Typen selbst im Profibereich auf allerhöchstem Niveau anzutreffen sind.
Ich war Verteidiger oder Torwart. Meine Reflexe waren gut, aber ich war langsam. Mein Vorteil: ich hatte keine Angst. Und damit meine Gegenspieler schon n bisschen Sorgen um ihre Schienbeine…
Ich fummelte nicht gerne aber ich liebte es, Flanken zu schlagen. Und die waren gar nicht mal so schlecht und wenn mein Mitspieler so eine Flanke verwandelte, dann war das einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl!
Oder eine geile Parade und der Ball dann in meinen Armen und die Mitspieler klopften mir auf die Schulter. Klasse!
Aber ich verbaselte natürlich auch Bälle. Oder ließ mich überlaufen und meine Grätsche landete im Rasen und nicht am Ball oder den Knochen des Gegners.
Wenn ich ehrlich bin, war ich eher ein mittelmäßiger Fußballer. Und zwar im unteren Mittelfeld.
Trotzdem machte es Spaß!

Ich bin im Em-Fieber.
Nein. Nicht Schwarz-Rot-Gold beflaggt. Das Gold würde ich abschneiden und den eingekreisten ersten Buchstaben des Alphabets auf die Fahne malen.
Aber Fußball ist schon geil. So wie die Spanier und die Russen ihn spielen zumindest. Italien war auch nicht schlecht, aber die kann ich nicht ab.

Ob da ein Entwicklungshilfeminister bei einem Teppich aus Afghanistan bescheißt geht mir am Arsch vorbei: Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure als an die Ehrlichkeit eines Regierungspolitikers.
Rücktritt? Warum?
Unehrenhaftes Verhalten überrascht doch niemanden mehr. Höchstens die Blödheit, sich erwischen zu lassen…
Fiskalpakte und Rettungsschirme gibt es nur für Banken, nicht für die Menschen.
Und wenn das nicht schon längst Krieg ist, was da in Syrien passiert, dann weiß ich auch nicht mehr…

Brot und Spiele.
Der Ball ist rund und ein Spiel dauert meistens 93 Minuten.

1 Kommentar:

  1. Herr Borgerding,
    ein wohl weiser Kommentar zu Frauenfußball. Und auch die Einstellung den Schuhen und den Italienern gegenüber, kann ich tief im Herzen nachempfinden.

    Chapeau! aus dem Ministerium

    http://mfis.wordpress.com/2012/06/10/fusball-antifa-ein-ding-der-lacherlichkeit/

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