Dienstag, 1. Februar 2011

das haus der lügen


Das Haus der Lügen

Mein Haus der Lügen hieß Adalbert Stifter Gymnasium
Ich lernte dort
zu saufen, zu rauchen, zu kiffen
und zu versumpfen
Da hatte ich
gute Lehrer

Bildung und Wissen
besorgte ich mir aus den Nebensätzen
und dem Nichtgesagten des Lehrkörpers
Ich lernte Skepsis und Misstrauen
und bin da noch heute
sehr dankbar drüber

Als ich laut hinterfragte und kritisierte
blieb ich sitzen
Als ich mich zudröhnte und
nur noch selten zum Unterricht erschien
schaffte ich ein akzeptables Abitur
Noch Fragen?

Menschliche Wracks, Alkoholiker,
desillusionierte Idealisten
Ein Lehrerkollegium ist eine Horror-Show
gescheiterter Existenzen
die ihre Niederlagen an Schülern rächen
Ich glaube
so was nennt man dann Pädagogen
Größtenteils arme Wichte
Da sie keine Autorität besitzen
ersetzen sie diese durch Autokratie
Am schlimmsten
(und ich schäme mich noch heute,
dies eingestehen zu müssen)
waren damals die so genannten linken Lehrer
die sich für fortschrittlich und demokratisch hielten
und ihre Machtgelüste an uns Schüler ausließen
Ich weigerte mich
sie zu duzen
und beleidigte sie damit zutiefst

Meine wahren Schulen waren
der Stadtpark, die Rennbahn, das Ruhr-Stadion
und das Strandcafe
Auch dort lernte ich aus Nebensätzen,
Nichtgesagtem und Träumen
Ein Rock-Song brachte mir mehr bei
als ein ganzes Schuljahr

Schöne und wichtige Sachen in der Jugend
passierten trotz der Schule
und nicht wegen ihr
In der Schule lernte ich nicht für das Leben
aber das Leben brachte mir dann doch Einiges bei

Eines war und ist für mich dabei klar:
Feuerzangenbowlenromantik
ist bei mir nicht drin

2 Kommentare:

  1. Also die Schulen abschaffen und den Blagen gleich Bier und Kippen in die Hand drücken?
    Aber wer operiert dann später ihren Krebs?

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  2. Ne Bildungsdebatte ist mir hier zu blöd. Wer aus einem kritischem Gedicht die Forderung nach Schulabschaffung liest würde eh keiner vernünftigen Argumentation folgen können.

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