Montag, 19. Oktober 2015

Notes from a hässliche linke Gutmensch



Diesiges und feuchtes Schmuddelwetter.
Goldener Herbst geht anders, soll aber in ein paar Tagen kommen.
Da kannste nix machen: Die nasse Kälte zieht durch. Macht wenig Spaß.
Hätten wir keinen Hund, so würde ich keinen Fuß vor die Tür setzen.
Ich kann mich nicht schützen, ich friere. Und mir tun die Knochen und Gelenke weh.
Trotzdem – nachdem ich mich überwunden habe, tut der Spaziergang mit Aron gut, ist gar nicht so schlimm.
Claudia meint, Aron wäre meine Lebensversicherung.
Das ist natürlich übertrieben. Wenn überhaupt, dann ist Claudia meine Lebensversicherung.
Davon ab, dass mein Leben eh niemand mehr versichern würde.
Aber das ist ein anderes Thema.

Körperlichkeiten:
Schmerzen. Die bekannten und chronischen und jetzt auch noch das linke Schultergelenk. Entweder überreizt oder leicht ausgekugelt oder so. Da macht selbst der Schreibtisch keinen Spaß.
Medizin: Körnerkissen, Ibuprofen und Diclophenac.
Dazu Zigaretten und Bier..
Mein Tinnitus ist heftiger, das liegt daran, dass ich ziemlich verschleimt bin, die Nachwirkungen einer Erkältung mit mir rumschleppe.
Schlappheit, Müdigkeit, … alles bekannt. Leben eben.

Vor mir auf dem Computer die Korrekturen des Verlegers zu den zwei kommenden Gedichtbänden.
Ich hasse so etwas. Da wird das Schreiben dann zur richtig unerfreulichen Arbeit.
Und ich haue mit dem Kopf auf die Schreibtischplatte, wenn ich sehe, welch blöde Fehler ich oft übersehe.
Egal. Muss ich durch (und dieser Blogeintrag ist Ablenkung). Und werde damit erst morgen fertig werden, da meine Schulter das Tippen erschwert.

Es ist der Endspurt.
Und im November könnt ihr dann die beiden Dinger schon in den Fingern halten.
Sobald ich konkreteres weiß, werde ich euch informieren und ihr könnt dann bei mir vorbestellen.

Musikalisch hat mich letzte Woche die neue Dave Gahan & Soulsavers überzeugt. Claudia findet sie zu seicht, aber Frauen und Musik – ach lassen wir das.
Überzeugen konnte ich sie (und mich auch) mit der neuen Killing Joke Scheibe: Pylon macht einfach Spaß. Immer noch überzeugender Post Punk, oder wie immer man das bezeichnen will. Hohes Niveau, massig Abwechslung, tolle Stimmung: eine Platte, die einfach passt.

Und dann hat ein Freund mich auf Enno Bunger aufmerksam gemacht.
Der Singer-Songwriter (Schubladen! Wir brauchen Schubladen!) aus Hamburg lief bisher unter ferner liefen bei mir. Das Lied „Wo bleiben die Beschwerden“ von der neuen Platte ließ mich dann aufhorchen und ich hörte ihn mir bewusster an.
Wir sind vorbei von 2012 ist ein Konzeptalbum über eine gescheiterte Liebe. Schmerzende Zustimmung, massig Piano und Keyboard.
Auf der neuen Flüssiges Glück sind die Themen vielschichtiger, teilweise optimistische und humorige Texte und die Instrumentierung wesentlich elektronischer. Einige Songs plätschern arg, geraten in Gefahr, die Pop-Kitsch-Ecke zu öffnen, aber das wird zum Glück immer wieder durch hervorragende Songs repariert.
Ich bin von beiden Scheiben tierisch angetan, werde die Teufelin tun, die Entwicklung zu bewerten. Hervorragende Texte, Kompositionen, die einfach klasse sind – der Mann kann was!
Und „Wo bleiben die Beschwerden“ ist das ultimative Statement zur momentanen Lage in Dland.
Bleibt nur die Frage, warum ich Enno Bunger erst jetzt wahrnehme.
Und mal wieder die Erkenntnis, dass es so viel Musik gibt, dass man immer wieder einige Schätze einfach nicht wahrnimmt …

Und dann war da noch Susann Klossek. Sozusagen als Vorspeise zu ihrem neuen Buch erschien beim gONZo Verlag in der Reihe „Verstreute Gedichte“ ihr Gedicht In mir ein Fluss.
Susann schickte mir das Bändchen zu und ich knie in Ehrfurcht vor dieser hervorragenden Lyrik dieser wunderbaren Poetin.
Übertrieben? Vielleicht n bisschen. Aber grundsätzlich stehe ich dazu und bin begeistert.
Alleine wegen Susann, Kersten Flenter und Pablo Haller liebe ich den gONZo Verlag und die Sachen, die die gute Miriam Spieß macht.



 Beinahe hätte ich es verdrängt. Jetzt weiß ich es wieder:
Ich bin "ein hässlicher linker Gutmensch".
Okay. Kann ich mit leben. Und bin ich sogar stolz drauf.
Weniger schön finde ich, dass mir "wieder der Krebs an den Hals" gewünscht wird.
Finde ich nicht nett. Außerdem war es nicht der Hals, sondern der Oberkiefer.
Aber Anatomie scheint genauso schwierig wie Rechtschreibung...

Zufall, dass dieser anonyme Kommentar am Jahrestag von Pegida kommt?
War da jemand sauer, weil ich ihn oder sie aus meiner Facebook-Freundesliste gestrichen habe?
Ich bleibe dabei:
I don’t like these Mondays!

Ich bin vielleicht „hässlich“, aber das ist eine Definitionsfrage – ich persönlich empfinde die Pegida-Demonstranten, Nazis und vermummte Polizisten als hässlich.
Ich bin vielleicht „links“.
Ich persönlich würde die Bezeichnung „Gefühlsanarchist“ bevorzugen (Konstantin Wecker hat den mal gebraucht – und ich habe das für mich übernommen).
Aber ich bin ja schon lange nicht mehr aktiv, außer in meiner Schreiberei.

Außerdem bin ich kein Gutmensch!
Abgesehen davon, dass ich diesen Begriff unmöglich finde.
„Gutmensch“?
Es gibt Menschen, die Angst vor meinem Sarkasmus hatten.
Teilweise wurde ich als „ironisch und böse“ bezeichnet.
Das ist ne Zeitlang her, meine Frau hat mich weich gemacht. Und romantisch.
So fallen meine wenigen politischen Kommentare meiner Meinung nach sehr gemäßigt aus.
Ich wünsche diesen rechten Idioten keinen Krebs wo auch immer hin. Ich will sie lieber mit Liebe und Mitgefühl überschütten (solange, bis sie in meiner Schleimspur ausrutschen).
Macht das einen „Gutmenschen“ aus?
Dann bin ich vielleicht doch einer.
Und stehe dazu.

Außerdem:
Ich bin stolz, dass diese Idioten mich wahrnehmen und es für nötig befinden, meinen Kram zu kommentieren.
Aber damit will ich das auch endgültig (?) abhaken.



Themenwechsel.
Trotz der (verdienten?) Niederlage des VfL Bochum gegen die Mannschaft, die es eigentlich nicht geben darf und die nur durch Kohle der Plastikbrause existiert (= RB Leipzig) habe ich gestern das Vereinsheim des VfL Bochum Fanclub Ottenstein (= ich) eröffnet.
Ich hatte Spaß, es war ein gutes Fußballspiel.
Unser Wohnzimmer ist natürlich nicht mit einem Fußballstadion zu vergleichen (die Woche über möchte ich das auch gar nicht!). Und die Stimmung kommt nicht so rüber, wie in der Ostkurve in Bochum.
Aber da ich es körperlich nicht mehr ins Stadion schaffe ist das eine machbare Alternative.
Und hiermit lade ich jede/n ein, mich bei Spielen des VfL Bochum vor der Glotze zu begleiten.
Das Vereinsheim ist immer offen!

Ich labere / schreibe schon wieder viel zu viel.
Drücke mich vor den Korrekturen.
Habe mich noch nicht zu meinem psychischen Empfindungen geäußert und beschränke das jetzt auch mal auf ein „ach ja …“.

Irgendwie scheine ich nicht mehr Gesellschaftsfähig zu sein.
Ich fühle mich bei Feiern unwohl und habe das Gefühl, zu stören.
Wahrscheinlich Schwachsinn, aber ist so.

Am wohlsten fühle ich mich in meinen sicheren eigenen Wänden. Zuhause. Da dürft ihr mich gerne besuchen.

Ansonsten ist eh das Internet mein Kommunikationszentrum geworden.
Mit allen Vor- und Nachteilen.

Bis die Tage…









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