Mittwoch, 13. Mai 2015

Warum ich wohl nie berühmt werde:



Ich werde oft gefragt, warum mein Roman „Ausgehöhlt“ nicht bei einem großen Verlag erschienen ist und es wird mir immer gesagt, dass dieses Buch das Zeug zu einem Bestseller hätte.
Ich fühle mich geehrt und das mag auch wirklich stimmen, aber wahrscheinlich wird es nie dazu kommen.

Die Gründe liegen größtenteils an mir und teilweise am System (das ist eine so schön unverbindliche Beschuldigung, da hat man immer Recht…):

Ich bin ein Chaot und faul und ich hasse es, mich irgendwo anzubiedern.
Also habe ich es erst gar nicht versucht, dieses Buch woanders zu verkaufen. Bei PaperOne damals und bei Rodneys Underground Press reichte ne kurze Frage und beide Verlage hatten Bock das zu machen. Damit war das Ding geritzt.
Auf Manuskriptversendungen oder Literaturagenten und all so ein Kram hatte ich schlichtweg keinen Bock.

Das Buch sollte so erscheinen, wie ich es geschrieben habe. Ungeschminkt, unverfälscht, eben meins.
Das Lektorat und Korrektorat bei PaperOne war vielleicht zu nachlässig, Roland von Rodneys Underground Press hat da noch einige Verbesserungen reingebracht.
Aber beide haben das Werk als solches akzeptiert.

Bei einem großen Verlag wäre das höchstwahrscheinlich anders:
Von meinem Buch würden allerhöchstens 50% bleiben, die anderen 50% wären Verlagsvorgaben und für den vermeintlichen Massenkonsum geschrieben.

Da hätten noch Tipps und Ratschläge reingemusst. Für Krebs-Betroffene und Angehörige.
Gott und Glaube läuft immer – also rein damit.
Die Onanie- und die Toilettenschilderung: Grenzwertig, wahrscheinlich raus.
Peter Gabriel-Konzert? Wenn, dann kürzer.
Die ganzen Musik-Zitate? Nicht massenkompatibel.

Wahrscheinlich wäre meine Ausdrucksweise geglättet worden.
Oder ich hätte sie noch weiter überspitzen sollen, je nach Geschmack des Lektorats.
Beides ist nicht mein Ding.

Geblieben wäre die Hauptthematik, sie wäre sogar noch überspitzt worden:
à Rock’n’roller erkrankt an einem beinahe unheilbaren Krebs
à überlebt
à liebt das Leben
à hat Hilfe von seinen Freunden
àWahrscheinlich hätte meine Liebe zu Claudia noch unbedingt reingehört (aber für mich ist das ein eigenes Buch wert, das ich unbedingt irgendwann schreiben will…), eben ein noch deutlicheres Happy-End
Sonst wäre nicht viel geblieben.

Natürlich weiß ich nicht, ob das so gekommen wäre.
Aber die Befürchtungen waren einfach zu groß.
Und glaubt mir: bei den meisten großen Verlagen läuft das so und ich behaupte jetzt mal, dass selbst ein Stephen King diesen Mechanismen unterworfen ist. Und unbekannte Schreiberlinge sowieso.



Ich liebe Kleinverlage und deren VerlegerInnen.
Sie sind das Salz in der Suppe des Literaturbetriebs.
Sie sind engagiert, ambitioniert und wahnsinnig.
Sie sind chaotisch, unorganisiert und manchmal auch faul.
Ich erkenne mich in ihnen wieder und fühle mich da einfach wohl.
Auch wenn ich manchmal Enttäuschungen erlebt habe.
Irgendwie sind sie wie ich.

Leider kann man dabei nicht reich werden, aber Reichtum ist ja nicht alles…




Ich denke, mein nächstes Buch wird auch bei Rodneys Underground Press erscheinen.
Vielleicht sogar noch dieses Jahr.
Ich bin da optimistisch.

Die großen Verlage können dann meinen Nachlass ausschlachten...



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