Samstag, 20. Februar 2016

Über KrankMachendeHäuser






Die Fehler stecken im System & für kranke Menschen wird es schlimmer werden & für Pflegekräfte irgendwann unerträglich & LEUTE – SPART SCHON MAL KRÄFTIG!

N paar Beobachtungen & Gedanken:

- DIE SCHERE GEHT WEITER AUSEINANDER & das ist gewollt.
Im Knappschaftskrankenhaus in Bochum-Langendreer zum Beispiel können sich einige kranke Menschen sehr wohl fühlen (wenn sie es denn gesundheitlich können):

Komfortstationen

Patienten mit dem Wunsch, in hotelähnlichem Wohlfühl-Ambiente top versorgt werden zu wollen, bietet das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum mit den beiden interdisziplinären Wahlleistungsstationen im „Anbau Süd“ genau das Richtige. Hier werden stilvolles Ambiente und exklusive Serviceleistungen mit der herausragenden medizinischen und pflegerischen Leistung, für die das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum seit Jahrzehnten steht, miteinander kombiniert.

Die Leistungen in der Übersicht:
  • elektrisch höhenverstellbares Komfortbett
  • edle Zimmerausstattung mit Sitzecke und Schreibtisch
  • Safe und Kühlschrank
  • großer Flachbildfernseher
  • kostenfreie Nutzung von TV, Audio-/DVD-Player und Internet
  • Telefonnutzung ohne Grundgebühr
  • Badezimmer mit ebenerdiger Dusche, Föhn, Kosmetikspiegel
  • Bademantel, Handtücher, Beauty-Set
  • geräumige Schränke mit der Möglichkeit zur Kofferunterbringung
  • Tageszeitung und Programmzeitschrift
  • möblierter Balkon
  • Lounge mit Kaffeeautomat und Zeitungen
  • exquisites und umfangreiches Menüangebot oder auf Wunsch Teilnahme am Büfett im separaten Speiseraum zum Frühstück / Abendessen“
Das kostet dann um die 80,- (2-Bett) oder 150,-€ am Tag.
Oder ist über ne Privatversicherung & Zusatzleistung abgedeckt.
Also für Normalsterbliche unbezahlbar.
Dafür gibt es besondere Leistungen des Pflegepersonals:

„Die Aufnahmemodalitäten erfolgen bequem auf dem Zimmer, und ausgebildetes Servicepersonal erfüllt individuelle Wünsche wie beispielsweise die Zubereitung von kleinen Speisen, Besorgungen oder die Terminabsprache mit dem Hausfriseur.“

Also als ich noch Krankenpfleger war, gab es in der Theorie ein ähnliches Modell, das nannte sich „Bezugspflege“.
Allerdings hatte die den Anspruch, für alle PatientInnen zu gelten.
Davon ist die Realität mittlerweile meilenweit entfernt.
Okay, anhand der Personalüberlastung fand ich das schon damals unrealistisch (funktionierte ja auch nicht…).
Ich habe nichts gegen „Komfortzonen“, bemerke aber einen extremen Qualitätsrückgang bei der Versorgung „normalsterblicher“ Menschen. Das macht mich dann schon wütend:
Mein Zimmer in Langendreer:
3-Betten auf engem Raum, ein Tisch mit zwei Stühlen, ein altertümlicher Fernseher für alle & kaputte Nachtschränkchen.
Natürlich keine Trennwände oder Vorhänge als Sichtschutz zwischen den Betten.
Ein offener Abfalleimer für alle (indem auch die leere Sondenkost & die gebrauchten – teils blutigen – Tücher von uns Patienten entsorgt wurden.

Ca. 20 Zimmer auf der Station, dafür dann eine Aufenthaltsecke mit 8 unbequemen Holzstühlen & 2 Tischchen.
Angeblich soll hier Besuch willkommen sein, die Frage ist bloß, wo: Nicht auf den Zimmern, nicht im Aufenthaltsraum, beide Möglichkeiten sind unmöglich, belästigen andere PatientInnen & machen einen Besuch zur Qual.

Mittlerweile befinden sich auf & vor allen Zimmern Händedesinfektionsmittelspender. Das ist gut & wichtig, scheint aber eher eine Alibi-Hygiene zu sein, wenn man sich die Toilette & die Waschbecken auf dem Zimmer ansieht.
Ich weiß, das Reinigungspersonal kann da unmöglich nachkommen. Aber eine Edding-Notiz auf den Kacheln & Blutflecken am Waschbeckenrand, die eine Woche nicht entfernt wurden – geht nicht, sorry!

Die geplante Aufnahme (sowohl zentral, als dann auch auf der Station) lief bei mir ordentlich & korrekt. Eine Dame erzählte mir allerdings, dass sie 5 Stunden (!!!) warten musste, bis man ihr ein Zimmer & Bett auf ihrer Station zuwies.
Außerdem: Für die Anmeldung des WLAN, Fernsehers oder Telefons musste man sich nochmal durchfragen, ebenso wegen der Regelung der Selbstbeteiligung.
Hier wünsche ich einfach Erklärungen direkt am Anfang & ich denke, dass einige PatientInnen so auch überfordert sind.

Informationen gibt es wenige & wenn, dann nur auf Nachfrage. Überhaupt:
Ich bin es von früher gewohnt, dass relativ feste Zeiten für Visiten, Infusionen & so n Kram bestehen. & dass man vom Pflegepersonal über anstehende Untersuchungen aufgeklärt wird. Scheint aber altmodisch zu sein. Jetzt wird man einfach losgeschickt. Wartet ansonsten, was den Tag über passiert.
Früher guckten wir (=das Pflegepersonal) öfters in die Zimmer. Machten nach ungefährer Ablaufzeit der Infusionen ne Runde durch alle Zimmer, um diese abzustöpseln.
Heute muss man klingeln.
Man muss eigentlich immer klingeln & dann kam das Pflegepersonal in der Regel auch sehr schnell.
Ich hasse es. Werde mich aber wohl daran gewöhnen müssen.

Die Pflegekräfte kapseln sich ab. Die Tür zum Schwesternzimmer ist immer verschlossen & man steht davor, bis sich eine Pflegekraft erbarmt, nachzufragen, was man begehrt. Ich kenne andere Krankenhäuser mit einem offenen Tresenbereich, wo man meistens jemanden direkt ansprechen kann. Das finde ich wesentlich angenehmer.

Überhaupt empfand ich die PflegerInnen als wesentlich distanzierter & unhöflicher, als noch vor Jahren.
Das finde ich erschreckend.
Lichtblick: Eine absolut korrekt pflegende & sehr herzliche Schülerin!
Es besteht also noch Hoffnung.
Negativpunkt: Ein Pfleger, der vor neun Jahren noch korrekt war, spricht so gut wie gar nicht mehr mit uns PatientInnen & hält es nicht mal für nötig, „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“ zu sagen. Ausgebrannt?
Dann soll er es doch lieber an den Ärzten als an den PatientInnen auslassen!
Die Ärzte.
Auch so ein Thema.
In der Mund-, Gesichts- und Kieferchirurgie gibt es eine Masse an Ärzten. Ist ja auch eine Universitätsklinik & hat einen ausgezeichneten Ruf.
Aber gerade dann wäre es nett, wenn die Ärzte sich mit Namen und Funktion vorstellen würden. Haben leider nur die wenigsten gemacht. Merkwürdigerweise waren der Chefarzt & die Oberärzte auch menschlich okay. Die anderen weniger. Woran mag das liegen?

Entlassmanagement?
Kann ich nicht beurteilen. Claudia kümmerte sich & das lief (bis auf den nicht unterschriebenen Arztbrief) sehr gut. Die Sondenkost wurde vom Pflegepersonal für zu Hause vermittelt, ein erster Bedarf wurde mitgegeben.
Wenig Grund zur Klage, ich weiß aber nicht, ob das immer so läuft (ne gewisse Skepsis bleibt bei den anderen Erlebnissen).
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Da bleibt dann nur noch eine Beobachtung:
Warum sind Krankenhäuser eigentlich immer Dauerbaustellen?
Ich habe das Gefühl, das jedes Krankenhaus, das ich in den letzten fünfzehn Jahren betreten habe, immer mindestens eine Baustelle hatte.
Das Knappschaftskrankenhaus in Bochum ist seit mindestens fünf Jahren eine Baustelle.
Mit vielen Einschränkungen & Nachteilen & einer absolut unübersichtlichen Wegführung zu den einzelnen Abteilungen.
Das nervt einfach nur!

PatientInnen sind oft Arschlöcher. Dürfen sie nur bedingt, nervt andere PatientInnen & Ärzte & Pflegekräfte.
Aber PatientInnen haben zumindest die Entschuldigung, dass sie eben krank sind.
Ärzte & Pflegekräfte sollten sich nicht wie Arschlöcher benehmen.
Das gehörte zumindest zu meiner Zeit noch zur Berufsehre.
Ich sehe schwarz für die Zukunft.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Versorgung und die Menschlichkeit im Krankenhaus schon dermaßen verschlechtert, dass ich da nur noch Schlimmeres befürchte.
Es sei denn, man kann sich Komfortzonen leisten.










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