Donnerstag, 9. Oktober 2014

Mal wieder n Hallo aus Ottenstein



Die Tage vergehen wie im Flug, rinnen durch unsere Finger, die Zeit rast und ich stelle fest, dass es schon beinahe drei Wochen sind, die wir hauptsächlich in unserer neuen Heimat verbringen.

Umzug, Einzug, Renovierung, beinahe eine Grundsanierung.
Und ich alter Krüppel gebe mir Mühe ohne Ende, bewundere meine Frau, die trotz ihrer Einschränkungen tierisch malocht.

Ich spüre Gelenke und Muskeln, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie habe.
Und ich weiß spätestens jetzt, dass ich zu Recht als vollständig erwerbsgemindert meine Rente beziehe.
Gehe täglich an die Grenze, überschreite sie aber nicht mehr so oft wie früher, so dass ich am nächsten Tag noch weitermachen kann.

Heute allerdings geht fast gar nichts.
Ich bin kaputt.
Claudia ebenso, aber sie macht weiter.
Ich fühle mich zwar schlecht, aber ich kann einfach nicht.
Koche stattdessen, kaufe Spachtelmasse nach und verziehe mich in das künftige Arbeitszimmer.
Arbeitszimmer hört sich besser an als Räucherkammer. Obwohl…

Die Fehler und Planungslücken stecken wie so oft in Details.
In Schrauben, die sich kaum rausdrehen lassen, in einer Ecke mit altem Schimmelbefall, in Vinyltapeten, die sich nicht überstreichen lassen, undundund.
Wir wollen es schön machen, verzichten auf Pfusch am Bau und brauchen eben länger, als gedacht. Egal.

Da sind Gisela und Heinz, meine Schwiegermutter und ihr Lebenspartner. Beide natürlich auch gestresst von den Renovierungsarbeiten, aber sehr herzlich und das tut gut. Da ist natürlich Claudia. Und damit Liebe. Und eine gemeinsame Zukunft, die wir nun gestalten. Im Münsterland.
Für andere Menschen fehlen noch Energie und Muße, aber sie scheinen hier grundsätzlich freundlich zu sein und ich bemerke, dass die Hektik des Ruhrpotts weit entfernt ist. Ich vermisse sie keineswegs.

Heinz betreut ein Hilfsprojekt für Ottensteiner Familien in Not:
Ein Container für Kronkorken steht vor unserem Haus. Gefüllt bringt er jedes Mal über 100,-€.
Leute, schickt mir eure Kronkorken (aber nicht, dass das Porto den guten Willen übersteigt! Und eigentlich will ich auch lieber andere Postinhalte…) oder bringt sie bei euren Besuchen vorbei!


Jetzt werden die Felder abgeerntet.
Und die Sonnenblumen werden täglich weniger.
In Holland (ein Katzensprung) ist Kaffee noch billiger. Und es gibt Sate-Sauce und Vanille-Vla.
Enschede und sein Markt war ein netter Ausflug, auch wenn wir von der Vielfalt und Menschenmasse erschlagen waren.
Winterswijk steht auf der To-Do-Liste.
Vreden ist ein schönes Dorf. Ich glaube, ich werde es mehr mögen, als Ahaus. Und beide Dörfer sind jeweils sieben Kilometer von Ottenstein entfernt. Oder muss ich hier schon von Städten schreiben? Keine Ahnung…
Coesfeld sehe ich mit gemischten Gefühlen, die Altstadt scheint nett und morgen sehen wir New Model Army dort in der Fabrik. Ansonsten ist mir das fast zu groß.
Unsere Kneipen gehen mir am Arsch vorbei.
Aber das war im Ruhrpott genauso.

Ach ja. Und die Ummeldung:
In Ahaus machte das eine junge und überforderte Frau. Es dauerte über eine Stunde. Und wir wurden nicht willkommen geheißen und das Benehmen war grenzwertig.
Und ich werde nie verstehen, warum man für eine simple Ummeldung unbedingt die Eheurkunde braucht (ist mir vorher auch nie passiert).
Egal.

Die erste Post kam für uns in Ottenstein an.
Eine Karte von Ela, ein Tape von Marvin Chlada (Ja! Hier gibt es sogar noch Kassettenabspielgeräte!) und eine Mix-CD von Stefan Heuer.
Schön.
Ich liebe Post von Freunden. Auch wenn ich viel zu selten – und gerade jetzt gar nicht – antworte.
Versicherungen, Arbeits- und Finanzamt ignoriere ich jetzt mal…

Gebt mir noch n paar Tage oder Wochen.
Dann bin ich – sind wir – hier angekommen.
Und haben uns eingerichtet.

Ich fühle mich jetzt schon wohl auf unserer Baustelle im Feindesland. Und ich bin mir sicher, Claudia und ich werden es im Herbst und Winter genießen lernen. Um sehnsüchtig den Frühling zu erwarten.

Demnächst dann vielleicht mal wieder Gedichte oder Geschichten…


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