Donnerstag, 6. Februar 2014

Mein politisches Manifest:



Warum ich mich immer noch und immer mehr als Anarchisten bezeichne:

Weil ich Träume und Utopien habe.
Weil die Realpolitik mich desillusioniert und immer wieder gefrustet hat.
Weil ich die Menschen und diese Welt und dieses Leben trotzdem liebe.
Vielleicht deshalb.

Staats- und Gesellschaftsformen, Philosophien, Religionen gibt es seit Urzeiten.
Manche Gedanken sind gut und vernünftig, manche eindeutig nur zur Rechtfertigung von irgendwelchen Machtverhältnissen formuliert.
Es ist kompliziert und vielfältig und ich habe lange nicht alles studiert, gelesen oder verstanden.
Ich bin eher ein Gefühlsmensch.
Und scheiß auf Theorien und Einordnungen.
Wenn schon, dann bin ich trauriger Poet, Rock’n’Roller, Hermann.
Oder eben Anarchist. Punkt.

Autokratien, Monarchien und Diktaturen?
Können funktionieren, hängen aber letztendlich von der alleinigen und einzelnen Machtperson ab. Riskant, äußerst riskant.
Und bisher immer daneben gegangen.

Sozialismus?
Der real existierende Mus ist gescheitert, existiert ja auch gar nicht mehr. Die Theorie war nicht schlecht, die Praxis scheiße. Unfrei.

Demokratie?
Ebenfalls ne schöne Theorie. Aber in der Praxis beinahe weltweit durch Kapitalismus ersetzt.

Was bleibt übrig?
Eben!

Natürlich ist Anarchie eine Utopie. Aber sind das nicht alle anderen Gesellschaftstheorien und –modelle auch irgendwo?
Und wenn schon, dann sollte eine freiheitliche Gesellschaft doch wohl erstrebenswert sein, oder?

Nee.
Ich komme jetzt nicht mit den Theoretikern und Philosophen.
Ist mir zu anstrengend.
Ich komme mit meinem Glauben an die Menschheit (ich kann nix dafür, irgendwie immer noch) und mit meinen Gefühlen.
Ich gestehe, ich bin ein Gefühlsanarchist (und gestehe noch mal: geklaut bei Konstantin Wecker).

Ich träume von einer freien Welt. Ohne Gesetze, ohne Krieg, ohne Geld.
Wie gesagt: Ich träume davon.
Ich werde sie niemals erleben, aber sie ist mein Ideal und jeder Schritt in diese Richtung ist mir wichtig. Und jeder Schritt in die andere Richtung wird von mir angeprangert werden.

Zum Beispiel dieses Land. Hier und jetzt.
Flüchtlinge werden verfolgt und die Staatsmacht drückt die Augen zu. Der Verfassungsschutz und die Polizei sind wie auch immer in Aktivitäten der Mörderbande NSU verstrickt. Und die Staatsmacht drückt die Augen zu.
NSA und CIA (und viele andere) überwachen und bespitzeln jeden einzelnen von uns. Und die Regierung duckt sich.
Gleichzeitig rüstet die Polizei immer mehr auf und die Bundeswehr darf im Inneren eingesetzt werden.
Und es ist jetzt plötzlich wieder in, Verantwortung und Weltmacht der Deutschen einzufordern. Geäußert von einer Regierung, die ich nicht gewählt habe, einem Präsi, der nicht meiner ist.
Und mir kommt es hoch.
Gerade weil ich dieses Land und die Menschen liebe. Nicht als Staatsgebilde, nicht als Abgrenzung gegen andere, sondern als mein Geburtsland.
Mit Erblasten, die ich nicht toll finde, aber die auch Chance hätten sein können (Scheiße formuliert, trotzdem wahr):
Wer, wenn nicht wir Deutschen (was immer das ist!) sollte sich für Antifaschismus und Freiheit einsetzen!
Wer, wenn nicht wir sollte gegen Rassismus und Militarismus anschreien!
Wer, wenn nicht wir sollte sich klein machen und gerade dadurch wachsen!
Forget it!
Das Gegenteil passiert.
Und mir kommt es hoch.
Ich bin nicht politisch organisiert. Und ich glaube nicht an den Parlamentarismus und an Wahlen. Ich glaube auch nicht an Volksentscheide und Petitionen (nach einem miesen Fall von Kindesmord und medialer Verbreitung würden hier in Dland mit Sicherheit 70% der Bevölkerung für Folter oder Todesstrafe stimmen…).
Ich glaube an die Menschen. Hier. Überall. Trotz allem.
Unsere Politiker sind doch nur Marionetten des weltweiten Banken- und Wirtschaftsgeschäfts.
Die wahren Mächtigen haben kein öffentliches Gesicht. Merkel und (ich denke, dieser Mann, in dem ich anfangs wahrhaftig Hoffnung setzte, ist das beste Beispiel) Obama sind Marionetten der Finanzmächtigen.
Der Kapitalismus scheint weltweit gesiegt zu haben.
Aber er steht auf wackligen Beinen und wird scheitern, vielleicht (wahrscheinlich) nicht mehr in meinem Leben, vielleicht auch nur durch riesige Katastrophen, aber er wird scheitern, da bin ich mir sicher.

All das ist viel zu knapp formuliert.
Ich könnte noch mehr. Aber ich will nicht. Ich habe keinen Bock auf ausschweifende Theorien und werde den Teufel tun, mich in dieser Richtung zu äußern.
Ich bin Anarchist. Punkt.

Keine Angst: Ich stehe nicht im schwarzen Block, ich werfe keine Bomben und ich plane keine Attentate.
Dafür bin ich zu alt und zu krank.
Außerdem ist das eine weitere Diffamierung und Legendenbildung des Anarchismus, die man so platt nicht stehen lassen kann.

Ich bin Worttäter. Maulheld.
Diesen Kram zu tippen tut nicht weh. Andere Anarchisten sitzen wegen ihrer Überzeugung und ihrer „Taten“ weltweit in Knästen.
Ihnen gelten meine Hochachtung und meine Solidarität.
Ich kann für mich persönlich nicht alle Taten rechtfertigen oder gutheißen.

Aber:
Was ist ein Banküberfall
gegen die Verbrechen der Banken
tagtäglich?

Sorry. Nur zum Beispiel…

Ich bin Anarchist. Gefühlsanarchist (das trifft es einfach besser).
Dieses Manifest ist nicht wohlformuliert und aus dem Bauch heraus einfach runtergetippt.
Vielleicht ist es gerade deshalb umso wahrer.



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