Ein wunderschöner Frühsommer mit massig Arbeit im Garten,
erfolgreicher Arbeit.
Dann die Wahnsinnsidee, den Satelliten auf dem Hausdach zu
richten, um wieder alle Programme zu empfangen.
Es kostete mich viel Zeit, weil plötzlich alle Programme weg
waren und wir gar keinen Empfang mehr hatten. Nach anderthalb Tagen hatte ich
wenigstens wieder ein bisschen Programm an den Start bringen können.
Der Satellit unseres Hauses für den Fernseher wurde an einer
scheiß Stelle mitten auf dem Hausdach installiert. Ein NBA mit vier Anschlüssen
geht an der Dachkuppel in den Dachboden, von da aus gehen acht Verzweigungen in
die unterschiedlichen Räume des Hauses. Irgendwie sind also acht Räume mit
dieser Schüssel verbunden! Wir brauchen eigentlich nur einen, haben den Fernseher
im Wohnzimmer der Schwiegermutter aber gelassen (wer weiß, was passiert…) und
ich habe mir eine Kiste in meinem Arbeitszimmer angeschlossen, damit ich meinen
Fußball gucken kann, wenn die Frauen Tiersendungen sehen wollen. Absoluter
Luxus und mit einem Fernseher kämen wir auch aus. Das sind drei
Antennenanschlüsse, wo zur Hölle gehen die restlichen fünf hin?!
Dieses Haus ist eindeutig zu groß!
Und die Wege der Kabel unergründlich und idiotisch.
Das war mir erstmal egal (eine der vielen Baustellen, die
irgendwann kommen…), ich wollte ja nur den Satelliten ausrichten.
Also eine Trittleiter in unser Bad gestellt, aus dem
Dachfenster geklettert und ran an die Schüssel!
Die schwarzen Dachziegel waren bei 30° Grad nicht gerade
angenehm, aber das Dach ist nicht zu extrem schräg und auch nicht allzu hoch.
Mir konnte nicht viel passieren.
Claudia wollte mich absichern und anleinen und
danebenstehen, ich wollte das auf keinen Fall. Zum Glück habe ich mich
durchgesetzt und konnte in Ruhe fuchteln, tüfteln und fluchen.
Irgendwann fand ich sogar den Hauptanschluss und konnte
einen Sat-Finder zwischenschalten und dachte mir, Hermann vom Dach macht das
schon. So ähnlich wie der allerbeste Karlsson.
Habe ich schon erwähnt, dass die Satellitenanlage und alle
Anschlüsse und Kabel über zwanzig Jahre alt sind?
Eigentlich käme nur radikales Rausreißen und Neuverlegen in
Frage. Aber dafür fehlt uns die Kohle.
Der Weg von der Satellitenschüssel zum Fernseher war immer
eine fürchterliche Kletterei, ich habe sie in anderthalb Tagen mindestens
zwanzig Mal machen müssen und kann mich nicht mehr bücken.
Egal. Irgendwie läuft das Teil wieder.
Und wenn ich meine Nerven und meinen Körper wieder im Griff
habe, dann werde ich mich auch noch an die Feinjustierung wagen…
So viele Baustellen.
So viel Arbeiten, von denen wir eigentlich keinen Plan
haben.
Hört das irgendwann auf?
Nein, das hört niemals auf.
Aber es wird weniger. Und auch wenn immer wieder neue
Scheiße auftaucht, wir sehen Licht am Ende des Tunnels.
Wahrscheinlich müssen wir genau dann, wenn wir alles im
Griff haben, das Haus aufgeben wegen Erbstreitigkeiten. So ist das Leben.
Aber wir können jetzt schon
stolz sein auf das, was wir bisher geschaffen haben.
Meine Schwiegermutter ist ein anderes Thema. Aber ich will
da keine Einzelheiten mehr posten.
Alzheimer ist scheiße.
Verbunden mit einer mutmaßlichen Psychose ist es die Hölle.
Vor allem für die Betreuenden.
Und das ist hauptsächlich meine Frau.
Ich persönlich merke, dass ich trotz meiner angeblichen
Profession in Kranken-, Altenpflege und Alterstherapie an meinen Grenzen
angekommen bin.
Einfach nicht mehr weiter weiß.
Mir mein Scheitern eingestehe und nur noch wegen meiner
geliebten Frau durchhalte.
Ach.
Fuck.
Ich habe die Wochen nicht mitgezählt. Es sind jetzt zwei
oder drei Monate, die ich nicht mehr rauche.
Ja. Es fehlt mir. Immer noch.
Dampfen ist ne Erleichterung, ersetzt aber nicht die
Zigaretten.
Ja. Manchmal mogele ich und rauche eine Zigarette. Aber zwei
Zigaretten am Tag und ein Päckchen Tabak in zwei Wochen?
Hey! Das ist nix!
Hey! Das ist nix!
Verratet es trotzdem nicht Claudia, meine kleinen
Ausrutscher versuche ich zu verheimlichen…
Tanzende Zwerge bei Cinnamon Girl.
Na, welches Konzert-Video läuft jetzt im Hintergrund?
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