Freitag, 8. September 2017

Über Musik und musikalische Sünden und so



Natürlich habe ich viel geschmackliche Sünden in meiner musikalischen Sozialisation und Vergangenheit.
Wer hat die nicht.
Meine erste Single war Bernd Clüver: „Der Junge mit der Mundharmonika“ und meine erste LP war von Phil und John, ich glaube, sie hieß „Hello Phil und John“ aber ich weiß es nicht mehr.
Damals war ich noch Kind, also verzeihbar.

Meine drei Jahre ältere Schwester war bei meiner musikalischen Findung kaum eine Hilfe. Musik war nicht unbedingt ihr Ding. „Je taime moi non plus“ von Gainsbourg spielte sie mir nur deshalb vor, weil es für uns verboten war. Immerhin: Durch sie hörte ich „Let’s spend the night together“ von den Stones und zum ersten Mal in meinem Leben Led Zeppelin (ich glaube, es war der „Immigrant Song“).

Heute hatte ich durch Zufall ein Video von Barcley James Harvest auf meiner Facebook-Seite: „Hymn“.
Es war grausam. Banal, billig, albern und schlecht.
Damals, ungefähr mit 13, liebte ich dieses Lied.
Voller Skepsis legte ich die „Live Tapes“ von Barcley James Harvest, die ich mal aus Nostalgiegründen auf einem Flohmarkt gekauft habe, auf und stellte fest: Eigentlich ist die gesamte Musik einfach nur scheiße.





Meine Lieblingsband damals war America.
Eindeutig besser als BJH, aber bei heutigen Hören auch ziemlich seicht (Obwohl: Während ich dies tippe habe ich sie aufgelegt – und bin wieder irgendwie dabei).

Und dann die Krautrock-Bands! Grobschnitt und vor allem Jane!
Ich habe es letztens mal probiert und keine fünf Minuten ausgehalten.
Damals hörten wir die Platten oft mehrmals hintereinander…

Es gab (und gibt auch immer wieder) musikalische Sünden, zu denen ich stehe und von denen ich hier einige erwähnen möchte.

The Slade, 10CC, Supertramp, ELO, The Sweet und natürlich T.Rex:
Keine Sünden. Dazu stehe ich!
Stephan Sulke packte mich zum Glück nur kurzfristig.
Klaus Hoffmann dafür aber viel zu lange (obwohl: Seine frühen Sachen sind gar nicht so schlecht!).
Ich war mal Santana-Fan! (Und die Konzerte waren früher wirklich magisch…) Heute nervt mich der typische Gitarrensound nur noch. Und bei „Samba Pa Ti“ muss ich flüchten.
Ich war sogar mal Cat Stevens-Fan! Ich gestehe!
Ich mochte ein Album des fürchterlichen Oberlehrers HR Kunze!
Ich mag immer noch U2 und Green Day und finde die alten Sachen von Robbie Williams gut.
Eine zum Glück sehr kurze Zeit lang habe ich sogar Coldplay gehört!

Ab meinem fünfzehnten/sechszehnten Lebensjahr änderte sich der Musikgeschmack, da ich zu älteren Schülern Kontakt bekam, die selber Musik machten und ich anfing, Gitarre zu klimpern und ein musikalisches Gehör (was für eins auch immer…) zu entwickeln.
Ich entdeckte TonSteineScherben, Zappa, The Who, Grateful Dead, Bob Dylan, Patti Smith und all die anderen für mich.
Die passten zu Udo Lindenberg, den ich schon immer liebte und zu den Stones, die ich ebenfalls schon immer verehrte.
Und dann überrollte mich der Punk.


Heute. Jetzt. Ich höre gerade die neue Scheibe vom Dream Syndicate und bin begeistert.

Mein Musikkonsum ist vielfältiger geworden. Immer noch und auf Dauer gitarrenlastig, klar. Aber zwischen Country, Punk, Rock haben mittlerweile sogar Metal und Pop ne Chance bei mir. Schlager (aber nur die alten und nur ganz wenige) geht auch manchmal mit einem ironischen Grinsen. Techno und Volksmusik wird nie funktionieren. Und Jazz (mit Ausnahmen) und Klassik sind mir meist zu anstrengend. Werde ich wohl keinen Draht mehr zu entwickeln.

Meine Favoriten-Playlist aus diesem Jahr hat mittlerweile 217 Titel. Und wir haben ja erst September.

Ich könnte ohne Ende weiter tippen.
Mein Projekt über Musik „Rock n Roll Notizen“ umfasst mittlerweile über 500 Seiten und ich komme nicht klar. Und auch die Hilfe befreundeter SchriftstellerInnen bringt mich da nicht ans Ziel. Es wird wohl mein Lebenswerk werden.
Vielleicht.
Irgendwann.


Genug Musiklaberei für den Moment.
Kommt ja immer wieder was nach.
Aber immerhin: Besser, als Kommentare zum Wahlkrampf, oder?







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